Andreas Nebl: Domenico Scarlatti 20 Sonatas

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14. Februar 2021

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Lesezeit: 2 Minute(n)

Castigo, 2020

Andreas Nebl: Domenico Scarlatti 20 Sonatas

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Komponist Domenico Scarlatti hat im Lauf seines Lebens drei Sinfonien verfasst, 14 Opern, einige andere Werke – und ein einzigartiges Spektrum von 555 Cembalosonaten. Einige davon sind in den vergangenen Jahren von Akkordeonistinnen und Akkordeonisten interpretiert worden. So haben Viviane Chassot, Nancy Laufer, Claudio Jacomucci und andere Protagonisten der klassischen Akkordeonszene diesen Werken einen neuen Klang verliehen. Nun hat sich Andreas Nebl 20 der Sonaten herausgesucht, um sie an seiner Hohner Gola zu interpretieren. Der Dozent des Hohner-Konservatoriums Trossingen zeigt mit dem ausgewƤhlten Repertoire, wie gut sich diese immerhin drei Jahrhunderte alten StĆ¼cke fĆ¼rs Akkordeon eignen. Ob er nun links die Melodie spielt und rechts am Bass eine Akkordeonbegleitung dazu, oder ineinandergreifende MelodieverlƤufe in Diskant und Bass, beides kann sich hƶren lassen. Von den 20 ausgewƤhlten Sonaten sind 12 in Dur und acht in Moll geschrieben. Sie reprƤsentieren ein breites Spektrum an musikalischen Stimmungen, die Nebl am Akkordeon bestens zur Geltung bringt. Was fĆ¼r das gesamte Repertoire gilt, zeigen beispielhaft die ersten fĆ¼nf eingespielten StĆ¼cke. Die K162 E-Dur Sonate setzt fĆ¼r die Aufzeichnung gleich einen groƟenteils verspielten, heiteren und leichten Beginn. Kontrastierend wirkt die zweite Sonate in D-Dur K491, die festlich und vornehm einherschreitet. Die K546 Sonate in g-Moll bringt wieder einen anderen Aspekt dazu. Sie wirkt zwar nicht schwer oder dĆ¼ster, aber sehr wohl reflektiert und melancholisch. Das vierte StĆ¼ck, die Sonate K423 in C-Dur ist erstaunlich modern gestaltet. In der MelodiefĆ¼hrung und Harmonik gibt es Passagen, die ohne Weiteres sogar Teil junger, populƤrer von heute Musik sein kƶnnten, wenn sie beispielsweise an einem Synthesizer gespielt wĆ¼rden. Eine vƶllig andere Gestaltung schlieƟlich hat Sonate K384, die ebenfalls in C-Dur geschrieben ist. Sie hat etwas zeitloses, erinnert an ein traditionelles, altes Volkslied oder einen Choral. Aus dem weiteren Repertoire heben sich besonders die Sonate K322 in A-Dur ab (Track 11), die reduziert wirkt, aber mit relativ wenig Tƶnen in interagierenden MelodieverlƤufen eine interessante Musik erschafft. Dramatisch, um nicht zu sagen, fast theatralisch zeigt sich Sonate K141 in d-Moll (Track 19). Die 20 Sonaten sind gut ausgewƤhlt und ihre feinsinnige Interpretation am Akkordeon zeigt in den diesem Musikinstrument eigenen Mƶglichkeiten sehr hƶrenswert die Vielseitigkeit und Zeitlosigkeit von Scarlattis Sonaten.

 

Erstmals verƶffentlicht in:

akkordeon magazin #78
Februar/MƤrz 2021

Fotos:

Anita Heinemann

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