Das Notenblatt: Mon Oncle (Akkordeon Solo)

Durch das alte Paris mit Jacques Tati

ao+

18. März 2021

Lesezeit: 3 Minute(n)

Das Notenblatt: Mon Oncle (Akkordeon Solo)

Durch das alte Paris mit Jacques Tati

Liebe Leser, als ich nach einem schönen Musikstück für das Notenblatt dieser Ausgabe suchte, stieß ich in meinem Archiv auf einen ganz besonderen kleinen Schatz: eine Folge von Melodien aus dem Spielfilm „Mon Oncle“ von und mit Jacques Tati.

Kennt ihr den poetischen französischen Filmkomiker und -satiriker Jacques Tati und sein Meisterwerk „Mon Oncle“?
Wenn nicht, wäre mein Rat: Schaut euch den Film an, wenn er wieder einmal im Programmkino oder auf arte gezeigt wird. Der Film wird in diesem Jahr 60 Jahre alt, ist aber immer noch und immer wieder sehenswert.
Mit der Rolle des Monsier Hulot hat Jacques Tati eine Figur geschaffen, die naiv und täppisch durch die Kulissen der „Moderne“ irrt. Im Film „Mon Oncle“ stellt Tati das Leben in den Nachbarschaftsvierteln des alten Paris – die damals zunehmend der Spitzhacke zum Opfer fielen – der sich ausbreitenden Betonarchitektur der späten 1950er-Jahre gegenüber. Bis ins Detail auskomponiert, montiert er die vielen anrührenden Szenen der Filmhandlung zu einer komischen, aber bissigen Polemik gegen Architektur, Kultur und Ideologie der „Moderne“.
Später, in seinem Film „Playtime“, wird er diese Polemik zu einem verstörenden Gesamtbild steigern, in dem Menschenfiguren wie ein verlorenes Ballett, mehrsprachig Unsinn brabbelnd, durch eine einheitlich graue Betonarchitektur eines Flughafen- und Messegebäudes irren … „Mon Oncle“ ist aber – trotz aller mitschwingenden Polemik – vor allem eine Komödie, so wie man Tati ja auch einen Komiker nennt.
Klug und gezielt ist in diesem Film der Sound eingesetzt: In der futuristischen Villa der Familie Arpel erklingt nie Musik. Man hört nur das Quietschen des Gartentores, das Klappern der Schritte auf dem Fußbodenbelag, das Gluckern des (immer mal defekten) Springbrunnens im Garten. Aber immer, wenn die Kamera schwenkt – auf dem Weg an den Resten des Abrisshauses vorbei ins Altstadtviertel, wo der ungelenke Onkel wohnt –, immer dann erklingt Musik, natürlich in Anlehnung an die Musette-Tradition, und unterstreicht die nostalgische Wärme des Miteinanderlebens im Quartier.
Soweit ich weiß gibt es keine Notenausgabe dieser Filmmusik. Aber ich hatte die Gelegenheit, eine Aufnahme des Filmsoundtracks zu ergattern, sodass ich eine Zusammenstellung der schönsten Melodien aus dieser Ausgabe transkribieren konnte. Wer den Film nicht kennt, erhält einen hübschen Streifzug durch die alte Paris-Tradition; und wer sich an den Film erinnert, hat vermutlich doppeltes Vergnügen an dieser Musik.
Ich konnte es natürlich nicht lassen, die Stücke auch für das Zusammenspiel mit meinen Freunden zu arrangieren. Auf YouTube spiele ich eine erweiterte Fassung dieses Arrangements zusammen mit Dino Dornis an der Gitarre und dem großartigen Violinisten Andrej Sur aus Jekaterinburg.

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Filmmusik-Potpourri aus dem Jacques Tati-Film „Mon Oncle“ (1958)
Andrej Sur, Violine,
Peter M. Haas, Akkordeon

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