Einstieg in die pädagogische Praxis mit der Melodika

Der Freude an der Musik mit der Melodika sind keine Grenzen gesetzt.

2. Oktober 2022

Lesezeit: 3 Minute(n)

Das von den Kindern liebevoll genannte „Pusteklavier“ leidet oft unter dem Image, es sei nur ein Kinderspielzeug. Dabei ist dieses kleine Instrument sehr vielseitig einsetzbar und auch bei Musikern aller Genres auf der Bühne zu finden. Die Melodika oder Melodica – je nachdem, wen man nach der Schreibweise fragt – ist ein idealer Einstieg und begeistert Jung und Alt.

Seit vielen Jahren ist meine Melodika mein ständiger Begleiter. Egal ob im Akkordeonunterricht, in der Schul-AG oder auch in den Orchesterproben als Dirigentin. Überall findet die Melodika ihren Platz und doch werde ich immer wieder mit der Frage konfrontiert, warum dieses Instrument so wenig in der heutigen pädagogischen Arbeit eingesetzt wird.

Welche Möglichkeiten hat beispielsweise ein Verein, die Melodika in die eigene Vereinsarbeit einzubinden oder das jeweilige musikalische Angebot zu erweitern?

Es gibt kaum Spielliteratur für den Melodikaunterricht und wenige Konzepte, die den Einstieg und die Umsetzung anleiten. Vielleicht scheut das davor, sich diesem Instrument zu widmen. Für mich war schnell klar:  ein eigenes Konzept mit zeitgemäßem Unterrichtswerk für Kinder erstellen und mich aufmachen, die Melodika -als Einstieg in die musikalische Welt-den Kindern näherbringen. 

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Nadine Bösing

Mit „Theofil und seinen Freunden“ kann vormittags in der KiTa/KiGa im Kleingruppenunterricht mit der Melodika die musikalische Reise beginnen. Dazu können Verein und Träger der Einrichtung im Rahmen der Lern- und Sprachförderung gemeinsam ein zusätzliches Angebot zum Vorschulunterricht am Vormittag anbieten – dieses startet meist im Alter von 5 Jahren. Musikalische Ausbilder aus dem Verein übernehmen den Unterricht am Vormittag und die Einrichtung stellt für diesen Zeitraum einen kleinen Raum zur Verfügung, schon kann es losgehen. Eine Kursdauer bietet sich von Herbst bis zu den Sommerferien an. Bereits ab dem Frühjahr kann den Kindern zusätzlich das Akkordeon vorgestellt werden. Hat ein Verein kleine Instrumente zur freien Verfügung, können die Kinder, die bereits auf der Melodika erlernten Stücke auf dem Akkordeon ausprobieren und sogar in der Gruppe spielen. Das macht viel Spaß und ist ein echtes Erfolgserlebnis.

Kinder haben oft viele Termine und verschiedene Interessen, auch die verlängerten Schulzeiten im Rahmen der verlässlichen Grundschule machen es Vereinen und Musikschulen nicht leicht Unterrichtsmöglichkeiten anzubieten. Es ist daher für die Vereinsarbeit wichtig, die Kinder möglichst früh einzubinden. Als Anschluss an den Melodikakurs in KiGa/KiTa bietet sich ab der 1. Klasse eine „Tasten-AG“ an. Hier können die Kinder mit Melodika und Akkordeon gemeinsam musizieren und neues lernen. Bekannt ist die Akkordeon-AG durch die Kooperation von Schule und Verein, einige Kinder jedoch lieben ihre Melodika und wollen damit weiterspielen. Beides anzubieten ist daher ein sinnvoller Weg. Natürlich dürfen die AG-Kinder an allen Vereinsfesten mit einem kleinen Auftritt glänzen, an einem Kinderkonzert mit dem großen Orchester spielen oder sie bekommen einen eigenen Programmpunkt an einem Vereinsfest. Hierzu kommen Eltern und Familie gerne und eine erste Verbindung zum Verein wird aufgebaut.

Nach einem Jahr AG-Teilnahme fällt der Übergang zum Verein dann meist nicht schwer. Freunde wollen zusammen weiter musizieren und im Verein bestehen oft Möglichkeiten zum Gruppenunterricht. Auch eine Fortgeschrittenen-AG in der 2. Klasse ist möglich, jedoch kommen ab dieser Klassenstufe oft weitere Musik-AGs in der Schule hinzu, die ein Grund für den Wechsel in den Verein sein können.

Nicht nur im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit ist die Melodika beliebt, auch für den Bereich der Erwachsenenbildung oder dem gemeinsamen Musizieren im Alten- und Seniorenheim eignet sich dieses leichte und transportable Instrument bestens. Bewohner dieser Einrichtungen freuen sich, ihr Wissen aus vergangenen Musikertagen aufzufrischen oder etwas Neues auszuprobieren, das Freude und Abwechslung bringt. Im Vordergrund steht hier das Gefühl, einer Gemeinschaft anzugehören. Gefragt sind musikalische Ausbilder und Musikvermittler mit viel Geduld, Herz und Liebe zur Musik. Die Einbindung an den Verein oder eine Spielgruppe kann eine große Bereicherung für alle sein.

Die Einsatzmöglichkeiten sind also sehr vielseitig, die pädagogische Arbeit sehr vielfältig. Der Freude an der Musik mit der Melodika sind keine Grenzen gesetzt.                               

Musikunterricht Akkordeon Klavier Melodika – Nadine Bösing (nadine-boesing.de)

1 Kommentar

  1. Peter Busch

    Ich danke sehr für diesen Beitrag.

    Es gibt sehr wenig Texte/Beiträge über die Melodika, was ich gar nicht verstehen kann. Sie ist weder ein reines Kinderinstrument noch ein „Übergangsinstrument“, wie es leider oft dargestellt wird, sondern ein eigenständiges Instrument, mit dem einige Jazzgrößen (z.B. Don Cherry, John Wolf Brennan, Monty Alexander), aber auch große Komponisten wie der deutsch-amerikanische Komponist Christian Wolff großartige Musik machen!

    Übrigens kann man fast die gesamte Blockflötenliteratur (Sopran, Alt und Tenor) für die Melodica verwenden, und für das (in meinen Ohren) wohlklingendste Melodika-Instrument, die Bass-Melodica, kann man vieles aus der Literatur für Bassblockflöte eins zu eins spielen.

    Lieben Dank für Ihren Aufsatz und alles Gute

    Peter Busch

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