Matteo Facchin – Akkordeon französische Suiten 1 – 6 von Joh. Seb. Bach

Barocke Klangentfaltung mit filigraner Tonkultur verbunden

18. August 2021

Lesezeit: 3 Minute(n)

Eigenverlag / 2021

Matteo Facchin – Akkordeon französische Suiten 1 - 6 von Joh. Seb. Bach

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Mit der Einspielung von Bachs berühmten französischen Suiten ist mit Matteo Facchin ein weiterer Protagonist des klassischen Akkordeons auf das Feld der Bach-Interpretationen getreten – ein Feld, das vor allem von Pianisten weltweit schon überaus reichlich beackert wurde.

Dass dies kein Grund ist, Facchins Einspielung nur als Versuch abzutun, den zahllosen Bearbeitungen und Einspielungen Bach’scher Werke eine weitere hinzuzufügen, beweist Facchin auf seiner CD.

Ausgebildet als Akkordeonist, sowohl im klassischen Genre als auch im Jazz, bietet Matteo Facchin eine seltene Bandbreite an musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten, die ihn als Interpreten von hoher Güte ausweisen.

In Italien und vielen anderen Ländern ist er ein gefragter Partner, sowohl bei Theater-produktionen als auch als Komponist eigener Stücke, denen er seine besondere Aufmerk-samkeit widmet. Zur Musik von Joh. Seb. Bach entwickelte er schon früh eine besondere Affinität.

Die spiegelt sich auch in seinen Interpretationen der sechs französischen Suiten wider. Facchins virtuoses Spiel lässt es dabei geradezu absurd erscheinen, dem Akkordeon die Anerkennung als adäquates Instrument Bach’scher Musik zu verweigern. Beim Hören verfestigt sich vielmehr der Eindruck, Bach habe besonders in diesen Suiten – zwar nichtsahnend, aber dennoch quasi „seherisch“ – die musikalisch-klanglichen Eigenschaften und Möglichkeiten des Akkordeons bereits kompositorisch vorweggenommen.

Die französischen Suiten gehören zwar heute zum festen Kanon der Klavierliteratur, obwohl es das Klavier in seiner modernen Bauart zu Bachs Zeiten noch gar nicht gab, und Bach die Suiten für das damals neuartige Clavichord geschrieben hatte. Von einer möglichst engen Annäherung an die Bach’sche Klangvorstellung kann daher auch bei heutigen Darbietungen auf dem Konzertflügel keine Rede sein.

Die Diskussion darüber, ob nur die zeitgenössischen Instrumente des Barock für eine bestmögliche Annäherung an das Werk Bachs geeignet seien, ist jedoch längst ausgestanden und wird im Übrigen dem Werk Bachs in keiner Weise gerecht. Vielmehr gilt es, dem Genie Bach nachzuspüren, unabhängig vom verwendeten Instrument, und so haben die verschiedensten Interpreten auf den unterschiedlichsten Instrumenten in der Musik von Bach oft ganz neue Facetten zutage gefördert, die im Werk des Altmeisters bereits angelegt waren, und nur noch auf ihre Entdeckung warteten.

Matteo Facchin nimmt diese „Entdeckungsreise“ als Herausforderung mit großer Ernsthaftigkeit, gleichwohl mit ebensolcher Selbstverständlichkeit an. Die Suiten klingen auf seiner Pigini wohldurchdacht und mit filigraner Tonkultur zwanglos und dennoch präzise akzentuiert. Matteo Facchin lotet in seiner Interpretation die volle Bandbreite musikalischer Expressivität der Suiten aus, bleibt dabei aber dicht am Original und leistet sich keine Extravaganzen. Er nimmt Bachs Musik wie auch sein Akkordeon gleichermaßen ernst, ohne in musikalische Beckmesserei zu verfallen. Herausgekommen ist dabei eine hörenswerte und ungekünstelte Einspielung auf dem Akkordeon, die selbst eingeschworene Puristen originaler Barockmusik und des Pianos beeindrucken dürfte.

Auch Bach hätte wohl seine Freude daran gehabt, war er doch schon zu Lebzeiten in seinen Kompositionen oft wegweisend „modern“ und allem Neuen gegenüber aufgeschlossen. Matteo Facchin zeigt sich mit dieser CD unzweifelhaft den Ansprüchen der Musik Bachs gewachsen und im besten Sinne als würdiger Interpret seiner Musik.

http://www.matteofacchin.com/

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