akkordeon.online präsentiert: Akkordeonale 2025
Der Schotte Andrew Waite ist einer von sieben Kulturschaffenden der Akkordeonale 2025, die von Ende April bis Ende Mai auf zahlreichen deutschen Bühnen stattfindet. Schon als Kind wurde seine Liebe zum Akkordeon geweckt und gefördert. Bereits mit dreizehn trat er in der Londoner Royal Albert Hall bei den BBC Folk Proms auf. Er ist bis heute Teil verschiedener Bands, spielte mit Sting und dem Scottish National Orchestra und hat zudem in den letzten Jahren seine Solokarriere stetig ausgebaut. Grund genug für akkordeon.online, den Autor eingängiger Titel wie „Roslea Drive“ oder „To The Window“ zum Interview zu bitten.
Interview:Â Frank Keil
Welche Art von Musik hat dich in deiner Kindheit und Jugend beeinflusst, welche Künstler, Künstlerinnen und Bands haben dich inspiriert, selbst Musik zu machen?
Von klein auf war ich besessen von irischen Melodien, insbesondere von Brian Finnegan von Flook, Sharon Shannon, Michael McGoldrick und Bands wie Lúnasa und Solas. Außerdem gehörte zu meiner Lieblingsmusik der amerikanische Bluegrass oder Newgrass von Alison Krauss & Union Station, Nickel Creek, Sarah Jarosz und Crooked Still, die ich bis heute zu meinen meistgehörten Künstlern und Künstlerinnen zähle.
Wer hat dir das Akkordeonspielen beigebracht und spielst du auch noch andere Instrumente?
Ian Lowthian, einer der besten britischen Akkordeonisten und Komponisten, hat mir das Akkordeonspielen von meinem sechsten bis zu meinem sechzehnten Lebensjahr beigebracht. Ian war mein Lehrer, mein Freund und mein Idol für den größten Teil meiner Kindheit. Zu Hause spiele ich viele Instrumente – nicht auf hohem Niveau: Gitarre, Mandoline, Klavier, Banjo und Bodhrán, aber ich würde nur selten eines davon bei einem öffentlichen Konzert spielen.
Zu welchem Zeitpunkt in deinem Leben war klar, dass Musik die erste Wahl ist, um deinen Lebensunterhalt zu verdienen?
Seit ich denken kann, wollte ich Berufsmusiker werden. Im Alter von dreizehn, vierzehn Jahren schien sich das tatsächlich als Möglichkeit zu erweisen, als meine erste Band Tyde in der britischen Folkszene erfolgreich wurde. Ich trat auf Festivals auf und machte Tourneen rund um meinen Schulplan.
Was bedeutet Folkmusik für dich? Und welche Arten von Genres beziehungsweise Stilen umfasst dein energetischer Sound neben High Speed Folk außerdem?
Folkmusik wird oft mit traditioneller Musik assoziiert, mit Melodien, die es schon seit Hunderten von Jahren gibt. Für mich bedeutet Folk etwas, das man weitergeben und mit anderen teilen kann. So wie das Lernen von Melodien in Kneipen bei Sessions oder das Kennen von Liedern oder Melodien, nur weil deine Familie sie spielt oder singt. Volksmusik kann sich in der Szene verbreiten wie bei Stiller Post. Jemand spielt eine Melodie in einer Kneipe, und beim nächsten Mal kennen sie Dreiviertel mehr Leute.  Andere Stile, die ich spiele, sind Gypsy Jazz, Musette und Klassik. Ich schreibe nicht besonders viel in diesen Genres, aber sie fließen in gewissem Maße in mein Schreiben mit ein.
Du bist nicht nur Musiker, sondern auch Komponist. Schreibst du auch Texte?
Nein, ich schreibe eigentlich keine Texte.
Könntest du ein paar Highlights deiner bisherigen Karriere nennen, was Liveauftritte und Studio- oder Livemitschnitte betrifft?
Zu den Höhepunkten meiner Karriere gehören zweifelsohne die Auftritte bei den BBC Proms, die Aufnahmen mit meiner Band Dallahan seit 2015 – da besonders auch unsere Auftritte in Nepal – und die Aufnahmen für meine Soloalben. Es ist aber schwer zu sagen, was die Glanzpunkte sind, denn unabhängig von der Größe des Publikums bei einem Konzert sind es vor allem die Auftritte, wenn die Musik großartig ist und die Band wirklich gut spielt, an die man sich gerne erinnert.
Bist du immer noch Mitglied bei Tyde, Dallahan und Fourth Moon? Sind mit diesen Bands neue Aufnahmen geplant?
Tyde gibt es nicht mehr – aber die Zeit, in der es die Band gab, war toll. Und es ist schön, mit anderen Musikschaffenden zu spielen, von ihnen zu lernen und mit ihnen zu schreiben. Fourth Moon läuft immer noch, aber im Moment passiert nicht viel, weil die Band eine kleine Pause eingelegt hat – der Gitarrist wird Vater.
Im Frühjahr steht ja für dich eine Deutschlandtournee im Rahmen der Akkordeonale an. Auf welche Arbeit konzentrierst du dich für den Rest des Jahres 2025?
Ich plane, so viel Energie wie möglich in die Arbeit an einem neuen Soloalbum zu stecken, das noch dieses Jahr erscheinen soll. Die Pläne sind in Bewegung, und das Schreiben ist in vollem Gange, sodass ich mich schon sehr auf die Arbeit daran freue.
Wie ist deine Einstellung zu den neuen Medien, zu Social Media wie Facebook, Instagram, Tiktok und so weiter. Notwendig für einen Künstler wie dich oder eher Zeitverschwendung? Wie bleibst du mit deinen Fans in Kontakt?
Soziale Medien sind ein absolut unverzichtbares Instrument für die Promoarbeit im Vereinigten Königreich, sie haben fast alle anderen PR-Möglichkeiten ersetzt. Also ist es wichtig, sich damit zu beschäftigen. Ich glaube nicht, dass es jemandem wirklich Spaß macht, aber es ist etwas, das passieren muss, damit Publikum zu deinen Konzerten kommt.
Es gibt auch noch einen privaten Andrew. Bist du verheiratet, hast Du ein Kind oder Kinder? Wie entspannst du dich von der Musik? Hast du nennenswerte Hobbies?
Im Moment habe ich noch kein Kind, aber ich habe am 13. März geheiratet. Wenn ich mit der Akkordeonale auf Tournee bin, werde ich das also als verheirateter Mann tun. Zu Hause spiele ich gerne Tennis, Badminton, Snooker und Brettspiele. Im Grunde genommen hat jede Art von Spiel meine ungeteilte Aufmerksamkeit.
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