Im zwanzigsten Jahrhundert wurde der Bereich „Volkslieder“ gerne von einer volkstümelnden Schlagerszene bedient, womit man als „aufgeklärter“ junger Mensch nur wenig oder am besten gar nichts zu tun haben wollte. Und nur eine Generation davor waren im Dritten Reich Volkslieder noch für nationalistische Propaganda missbraucht worden. Größere Resonanz fanden Volkslieder häufig, wenn die Texte zum Beispiel auf Englisch vorgetragen wurden. Das nannte sich dann Irish oder American Folk & Blues. Entsprechende Tourneen waren recht erfolgreich unterwegs.
Nach Veröffentlichung der Deutschen Volkslieder demokratischen Charakters von Wolfgang Steinitz sangen in den Siebzigern, Achtzigern Künstler und Künstlerinnen wie Hannes Wader, Zupfgeigenhansel, Folkländer oder Wacholder deutsches Liedgut auf neue Weise, untrennbar verbunden auch mit der Anti-AKW-, Umwelt- und Friedensbewegung. Vor allem von der Gitarre begleitet, erklangen nun auf mancher Fete Lieder wie „Die Gedanken sind frei“ oder „Wir sind des Geiers schwarzer Haufen“, aber auch solche aus dem Widerstand wie zum Beispiel „Die Moorsoldaten“. Liederbücher wie Student für Europa trugen ein Übriges dazu bei.
Inzwischen ist diese Generation älter geworden, neue soziale Bewegungen wie Fridays for Future sind entstanden, das Musizieren ohne Strom kommt wieder in Mode und vergessene rebellische Lieder haben erneut Konjunktur. Statt Liederbüchern präsentieren Websites wie www.volksliederarchiv.de diesen vergessenen Liederschatz, der eine musikalische Tradition dokumentiert, die an humanistische und demokratische Werte anknüpft und über Jahrhunderte überlieferte Melodien sowie witzige und kraftvolle Texte bereithält.
Hier setzt das Projekt dreier Protagonisten der aktuellen Deutschfolkszene an: Ab Februar 2024 sind Die Grenzgänger, Bube Dame König und Gudrun Walther & Jürgen Treyz mit einem gemeinsamen Volksliederprogramm auf großer Deutschlandtour und versprechen: „Es macht richtig Spaß, diese Schätze wiederzuentdecken!“
Termine:
16.02.24 Limburg, Stadthalle
17.02.24 Kreuztal, Eichener Hamer
18.02.24 Mannheim, Capitol
06.03.24 Augsburg, Parktheater
07.03.24 Kaiserslautern, Kammgarn
19.04.24 Buchholz, Empor
20.04.24 Osterode, Stadthalle
Foto: Giovannini Matysiak-Nichelmann
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