Man muss sich ein bisschen Zeit nehmen für dieses Album. Das Trio Levyosn aus Boston in den USA, benannt nach dem Seeungeheuer aus der Mythologie, das hierzulande eher unter seinem Namen Leviathan bekannt ist, besteht aus Adah Hetko (Gesang und Gitarre), Lysander Jaffe (Geige, Bratsche und Gesang) und Kaia Berman Peters (Akkordeon und Gesang), unterstützt wird es auf dem Album „Levyosn’s Lullaby“ von Cellis Raffi Boden. Enthalten sind neun Klezmer-Songs, gesungen auf Jiddisch, was für deutschsprachige Ohren deutlich vertrauter klingt als es vielleicht Englisch würde. Thematisch geht es um „havdalah“, einem jüdischen Ritual zum Sonnenuntergang des Samstags, das den Ãœbergang vom Shabbat zum Beginn der neuen Woche markiert – Kerzenschein, geweihter Wein, Weihrauch und Gesang gehören zu „havdalah“ dazu. Zwei der Stücke, die auf „Levyosn’s Lullaby“ enthalten sind, werden traditionell zum Ende des Rituals gesungen: „A Gute Vokh“ und „Hamavdil“. Es ist also eine durchaus mythische Stimmung, die hier transportiert wird und die man als Zuhörer am besten in einer entsprechenden Umgebung genießen kann – vielleicht am Ende eines Arbeitstages, ein Glas Wein oder Tee läutet den Feierabend ein. Es ist eine eigentümliche Musik, die einen jedoch direkt im Inneren berührt, ursprünglicher als die Musik könnte es sich dabei um einen spirituellen Moment handeln. Sicherlich nicht für jede und jeden geeignet, lohnt es sich auf jeden Fall, diesem „Schlaflied für den Leviathan“ ein aufmerksames Ohr zu gönnen – vor allem auch wegen des einschmeichelnden zweistimmigen Gesangs der beiden Frauen im Trio.Â
Wolfgang Weitzdörfer
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