AkkoBrass – Blas- und Tasteninstrumente in Kombination Teil III

Eine Stütze in der Tiefe: Die Konzeption einer Bassstimme.

ao+

8. Dezember 2023

Lesezeit: 5 Minute(n)

Ein Bass ist immer schön als Stütze in der Tiefe: Ohne ein solides Fundament ist alles instabil. Es wankt und schwankt und wird von nichts getragen. Das ist nicht nur in der Architektur so, sondern trifft auch auf Musik zu: Stellen Sie sich doch mal vor, wie ein Orchester klingen würde ohne die tiefen Instrumente… Ein Toningenieur würde sagen, da sind zu viele Höhen drin, oder es wäre eine frequenztechnisch höhenlastige Musik. Gut also, dass es den Bass gibt!

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Über den Autor

Gottfried Hummel

 (* 2. März 1968 in Löffingen) ist ein deutscher Dirigent, Musiklehrer, Komponist und Arrangeur. Die Kompositionen und Arrangements Hummels werden in der Akkordeonszene vielfach gespielt. Seine Arrangements reichen von Volksmusik und Schlager bis hin zu Rock, Pop und Klassik. Auch im Bereich Blasmusik ist er mit Kompositionen und Arrangements vertreten. Als Musikpädagoge entwickelte er Konzepte für das gemeinsame Musizieren von Spielern aller Altersstufen und Schwierigkeitsgrade in einem Akkordeonorchesters.

Gottfried Hummel Edition Hummelton

WAS GENAU IST „DER BASS“?

Es gibt kein Instrument, das „der“ eigentliche Bass ist. Allerdings hat jede Instrumentengruppe ihr Instrument, das die tiefe Tonlage individuell ausfüllt. Bei den Streichern ist es der Kontrabass, in der Blasmusik die Tube, bei den Blockflöten die Bass-Blockflöte, im gemischten Chor die Bassstimme, in der Pop-Band der E-Bass und so weiter. Und auch im Akkordeonorchester hat der Bass eine tragende Funktion.

DIE TRANSPONIERENDEN BASSINSTRUMENTE

Wie aber wie funktioniert es, wenn im Akkordeonorchester eine Tuba in Es mitspielt oder im Blasorchester eine Bass-Blockflöte? Hier kommen wir nochmals zurück auf das Thema des ersten Kapitels von AkkoBrass: Die transponierenden Instrumente. Wie dort erklärt, spielen die Bassinstrumente in diesem Fall nämlich genau das gleiche wie die anderen – aber eben in der Bass-Stimme. Zur Beruhigung sei an dieser Stelle erwähnt, dass alle Instrumente außer den Blasinstrumenten in C notiert sind, sie sind somit also nicht transponierend in ihrem entsprechenden Notenschlüssel. Sie können daher variabel eingesetzt werden – das einzige Kriterium ist das eigene Klangempfinden. Aber möglich ist hier alles!

KONZEPTION EINER BASSSTIMME

Von der Bedeutung und Wichtigkeit der Bassstimme hat uns die Einleitung ja bereits ein Bild vermittelt. Nun gehen wir also daran, eine Bassstimme zu konzipieren. In den ersten beiden Kapiteln von AkkoBrass haben wir uns bereits ausgiebig mit dem Thema „Harmonien und Tonarten“ beschäftigt. Haben Sie schon einmal einen Gitarristen oder Akkordeonisten dabei beobachtet, wenn er auf seinem Instrument eine Melodie begleitet? Dann ist Ihnen sicher aufgefallen, dass er nicht bei jedem Melodieton einen anderen und neuen Akkord anschlägt, sondern länger auf einer musikalischen Klangfläche bleibt. Dies nennt man Harmonie, weitläufig auch als Akkorde und Chords bezeichnet. Der Ton, auf dem der Akkord aufgebaut ist und der ihm seinen Namen gibt, nennt man Grundton. Genau hier stoßen wir auf die Funktion des Basses: Denn dieser übernimmt zunächst einmal den Grundton der Harmonie. In einfachster Form würde es reichen, wenn er lediglich diesen einen Ton spielt.

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Doch immer nur einen langen Grundton zu spielen, verliert natürlich schnell an Reiz – zumal auch viele Bassinstrumente gar nicht in der Lage sind, einen sehr stabilen und langen Ton zu halten. Der Person an der Tuba geht irgendwann die Luft aus, dem Sänger in der Bassstimme ebenfalls und an der Gitarre verklingt nach einer gewissen Zeit die Saite. Deswegen ist es wichtig, den Bass rhythmisch zu beleben.

Wir gehen zunächst einmal davon aus, dass der Bass immer nur den gleichen Ton spielt. Hier ist der rhythmische Maßstab immer der Grundschlag im Tempo des Stückes. Hier bietet es sich an, den Ton im Viertel oder halbe Noten zu spielen. Sehr beliebt sind auch punktierte Rhythmen (z.B. punktierte Viertel mit anschließender Achtel).

DIE FUNKTIONSTYPEN DES BASSES

Vorab gilt es nun zu klären, welche Funktion der Bass im Stück haben soll. Denn es macht einen großen Unterschied, ob er in einem drei- oder vierstimmigen Satz als zusätzliche Melodiestimme geführt wird oder ob es seine Aufgabe ist, während eines ganzen Songs mit der Bassstimme als Teil des Grooves (einem metrisch und rhythmisch durchlaufenden Grundmuster) vergleichbar mit dem Bassisten einer Pop-Band, zu begleiten.

Entsprechend der zu interpretierenden Musikrichtung kann der Bass als Teil des Grooves aber auch noch rhythmischer und synkopischer gestaltet werden. Schauen wir uns deshalb einmal typische Bass-Figuren an, die den Groove des Stückes mitbestimmen.

Da ist zum einen der sogenannte Wechselbass. Das bedeutet, der Bass wechselt innerhalb einer zugewiesenen Harmonie entweder auf die Quarte nach unten oder auf die Quinte nach oben. Die Übergänge von einer Harmonie in die andere können hier durch bestimmte Tonfolgen wie z.B. Tonleitersequenzen gefüllt werden. Entscheidend ist dabei, in welcher Höhe der anvisierte Basston notiert ist.

Sehr beliebt sind auch Figuren, die sich innerhalb eines Dreiklangs bewegen. Diese füllen den Takt mit sehr viel Klang. Die Königsdisziplin ist allerdings eine komplett eigenständige Basslinie, die sich auf die Grundharmonien und Grundtöne bezieht; sich aber in sich auch frei entfalten kann. Ein Paradebeispiel hierfür ist der sogenannte „Walking Bass“, die Basis der Boogie-, Rock-, Pop- und Bluesmusik.

Welche der genannten Beispiele Sie nun ihrem Bassinstrument zuweisen, hängt mit dem Geschmack der arrangierenden Person, dem Können der ausführenden Musikerinnen und Musiker und an der Stilistik der zu interpretierenden Musik zusammen: Ob sich bei einem Blues eine kammermusikalische Melodienlinie anbietet, dürfte fraglich sein. So oder so empfiehlt sich in jedem Fall eine harmonische Analyse des entsprechenden Stückes.

Von Vorteil ist es auch, sich in die Musik „hineinzudenken“, in sie „hineinzuhören“ und sich mit entsprechender Notenliteratur zu beschäftigen, um zu verhindern, dass Sie in Sachen Groove, also dem Puls jeden Werkes, danebenliegen.

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