Brasilianische Akkordeon-Legende: Mestrinho (geb. 1988) – „Der kleine Riesen-​Meister“

Mestrinho (Edivaldo Júnior Alves de Oliveira) wird buchstäblich der „kleine Meister“ genannt.

21. Januar 2023

Lesezeit: 3 Minute(n)

Er ist ein Riese mit typischem brasilianischem Lächeln, der schon beim Betreten der Bühne mit seiner Fröhlichkeit überzeugt. Kaum beginnt er, auf dem Instrument zu spielen, zieht er sein Publikum in seinen Bann: Man erlebt seine herausragende Spieltechnik, lauscht seiner schönen, samtweichen Stimme und sieht gleichzeitig dabei zu, wie er in einer explosiven Mischung von Jazz, Blues, Forró und vielen anderen Musikrichtungen wie ein Teufel improvisiert.
Mestrinho ist im Jahr 1988 in Itabaiana (Sergipe, Nordbrasilien) geboren. Sein Großvater war Akkordeonist, sein Vater war Akkordeonist und sein Bruder ist Akkordeonist. Bereits im Alter von sechs Jahren spielte Mestrinho Akkordeon, als Zwölfjähriger trat er auf Tourneen in der Region auf. Seit seiner Kindheit wird er unter anderem von der Musik von Dominguinhos, Sivuca, Oswaldinho do Akkordeon, Hermeto Pascoal und Luiz Gonzaga geprägt.
Im Alter von 17 Jahren zog Mestrinho in die Millionenstadt São Paulo und lernte dort Dominguinhos kennen. Er spielte in unterschiedlichen Bands und begleitete Dominguinhos in mehreren Shows. Mestrinho spielte auch auf Dominguinhos letztem Auftritt vor dessen Tod in Exu (Pernambuco), der Heimatstadt von Luiz Gonzaga. Von allen zeitgenössischen Akkordeonisten ist Mestrinho derjenige, dessen Spielstil dem von Dominguinhos am meisten ähnelt.

Forró em Vitória (Forró in Vitoria, Hauptstadt von Espirito Santo) 

Das ist ein wunderschönes Instrumental-​Stück von Mestrinho – eine coole Mischung aus mixolydischenGenau wie Dur oder Moll ist Mixolydisch eine „Tonart”. Um genau zu sein, zählt Mixolydisch zu den „Kirchentonarten”, die auch als „Modi” (Einzahl Modus) bezeichnet werden. Diese Modi (tonale Ordnungssysteme in der Musik) wurden ab der Zeit des frühen Mittelalters bis ins 16./17. Jahrhundert verwendet. Auch Dur und Moll sind unter den Kirchentonarten zu finden: „Ionisch” (heute als „Dur” bekannt) und „Äolisch” (heute „Moll“). wurden diese Modi genannt. und pentatonischen Skalen. Die Melodie ist so fließend, dass wir das Gefühl haben, sie würde nie zu Ende gehen. Schnelle Arpeggios und Chromatic Approaches geben dem Song ein sehr modernes Feeling. Abgesehen davon ist die Improvisation einfach genial. Sie sich anzuhören ist ein Muss! 
https://youtu.be/qmNRiXWiA3o

Notenblatt Forró em Vitória

Fazer valer (Geltend machen) (Intro)

Der Rhythmus hier ist ein Arrastapé, aber was Mestrinho im Intro spielt, könnte genauso gut ein Thema von Bebop sein. Double-​Time-​Phrasierungen, wie sie auch in Mestrinhos Improvisation bei Forró em Vitória zu hören sind, sind sehr präsent in seinem musikalischen Vokabular. Der Bebop Forró fließt in Mestrinhos Venen. 
https://youtu.be/WDixPoU5jRg

Notenblatt Fazer valer

Te faço cafuné (Ich werde dich streicheln) (Intro)

Diese herrliche Ballade von Dominguinhos aus den 80ern, die in Vergessenheit geraten war, hat Mestrinho bekannt gemacht. Seine Version mit wunderschönen Soli ist ein Xote. Das Stück gehört mittlerweile zu den Standards von Forró. Dominguinhos singt in diesem Xote auch mit. 
https://youtu.be/iw3X2EhZG_Q

Notenblatt Te faço um cafuné
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Über den Autor:

Alex de Almeida ist Akkordeonist, Komponist und Produzent. Er kommt aus Südbrasilien und hat seine neue Heimat in Deutschland gefunden. Seine Kompositionen sind ein explosiver Cocktail unterschiedlichster Musikgenres, wie der brasilianischen Volksmusik Forró, Rock und Jazz.

Mit Leidenschaft betreibt er die Verschmelzung verschiedener Rhythmen. Alex ist Akkordeonist in der Band Forró de KA und im Duo Ahlmeida. Zudem produziert und arrangiert er Bands: Die Bandbreite reicht von Volksmusik bis zu elektronischer Musik.

Alex hat am Hohner Konservatorium in Trossingen Jazz-Akkordeon studiert und ist seit 2018 Hohner-​Endorser. Im Jahr 2020 schrieb er zusammen mit Pier Paolo Bertoli sein erstes Notenbuch für Akkordeon mit dem Titel Brazilian Rhythm.

Mixolydisch – eine Kirchentonart

Genau wie Dur oder Moll ist Mixolydisch eine „Tonart”. Um genau zu sein, zählt Mixolydisch zu den „Kirchentonarten”, die auch als „Modi” (Einzahl Modus) bezeichnet werden. Diese Modi (tonale Ordnungssysteme in der Musik) wurden ab der Zeit des frühen Mittelalters bis ins 16./17. Jahrhundert verwendet. Auch Dur und Moll sind unter den Kirchentonarten zu finden: „Ionisch” (heute als „Dur” bekannt) und „Äolisch” (heute „Moll“). wurden diese Modi genannt.

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