Milodiya

Piccola Antologia Della Canzone Sovietica Vol. 1 (Academy Records)

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7. Mai 2024

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Lesezeit: 2 Minute(n)

Wenn man nicht gerade Vladimir Putin heißt oder anderweitig hoffnungslos rückwärtsgewandt und geschichtsvergessen ist, gibt es sicherlich nur wenige Menschen, die sich die Sowjetunion zurückwünschen. Insofern mutet es fast ein wenig seltsam an, ein ganzes Album mit Musik aus dieser Zeit zu machen. Genau das hat die Sopranistin Ekaterina Barinova zusammen mit dem italienischen Akkordeonisten Gianni Ventola Danese – und unterstützt von einer ganzen Handvoll Gästen an Trompete, Klarinette oder Balalaika – indes mit dem Album „Milodiya“ gemacht, das den vielsagenden Untertitel „Piccola Antologia Della Canzone Sovietica Vol. 1“ trägt. Vielsagend deswegen, weil es eine Fortsetzung suggeriert. Beschrieben wird die runde Stunde Musik als eine faszinierende, kleine Reise zu den populärsten Liedern aus der Sowjetunion. Und man muss des Russischen noch nicht einmal mächtig sein, um diese Reise mitzumachen – es würde allerdings helfen. Denn es werden Geschichten erzählt, die nicht minder interessant sind, wie es die Musik selbst ist, die zwischen melancholisch, fröhlich, traurig und beschwingt hin- und hermäandert, wobei gerade das Akkordeon des Musikers aus Bari es schafft, die vielzitierte „Schwermut der russischen Seele“ tonwerden zu lassen. Damit man die Geschichten, die sich natürlich nicht nur aus traditionellen Erzählungen speisen, sondern auch aus Erzählungen rund um den „großen vaterländischen Krieg“, wie der Zweite Weltkrieg in Russland seit jeher heißt, dann doch nachvollziehen kann, liegt dem Album ein umfangreiches 24-Seiten Booklet bei. Dort wird auf die Geschichten, die Autoren und Komponisten und auch auf die Beziehungen zwischen Italien und Russland respektive der Sowjetunion eingegangen.
Es ist ein ungewöhnliches, aber gleichwohl faszinierendes Werk, mit dem zu beschäftigen lohnenswert sein kann. Wenn man es schafft, zumindest für eine Stunde die aktuelle Geschichte auszublenden. Denn sonst könnte es schwierig werden, unvoreingenommen an das Werk heranzugehen. Denn natürlich verbirgt sich dahinter eben der Staat, den Putin mit seinem Angriffskrieg auf die Ukraine wiedererschaffen möchte. Schafft man es aber, eröffnen sich einem wunderschöne, etwas fremdartige und doch anheimelnde Klangwelten. Vielleicht wird Vol. 2 dann ja in einer Zeit erscheinen, in der die Welt sich wieder in eine friedlichere Richtung weitergedreht haben wird…

Wolfgang Weitzdörfer

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