Brasilianische Akkordeon-Legende: Sivuca (1930–2006)

­„Akkordeonist zu 100 Prozent“

25. Januar 2023

Lesezeit: 3 Minute(n)

13. Juni 1939, am Tag des Heiligen Antonius, erhielt der damals neunjährige Severino Dias de Oliveira – „Sivuca“ – von seinem Vater ein Akkordeon. Das Instrument wurde für ihn fast zu etwas wie einem Teil seines Körpers. Es sollte ihn bis zum Ende seines Lebens begleiten.

Sivuca war ein Multiinstrumentalist, er hat Komposition und Arrangement studiert. Gonzaga und Dominguinhos beschrieben Sivuca als „anders“, als einen Musiker, der viele Stücke in sehr hohem Tempo fehlerfrei spielen konnte. Er konnte sogar Noten lesen – etwas, wovon die anderen brasilianischen Akkordeonisten zu dieser Zeit keine Ahnung hatten und was sie auch – bis heute – als besonders schwer erachten.
Im Jahr 1958 tourte Sivuca als Akkordeonist der Gruppe Os Brasileiros („Die Brasilianer“) im Rahmen der von der brasilianischen Regierung gesponserten brasilianischen Musikkarawanen durch Europa. Im selben Jahr zog er dann nach Lissabon, wo er bis 1964 ein Engagement in einem Club fand, und anschließend nach Paris, wo die Pariser Presse ihn 1962 zum besten Instrumentalisten des Jahres erklärte. Dort nahm er das Album Samba Nouvelle Vague auf. Mehrere Bossa-​Nova-​Titel dieses Albums wurden zu erfolgreichen Hits.
Später lebte Sivuca zwölf Jahre lang in New York, wo er unter anderem als Autor des sehr erfolgreichen Arrangements von Pata Pata von Myriam Makeba wirkte. In New York arbeitete er auch mit Hermeto Pascoal.
Sivuca spielte in Orchestern, aber auch in Jazz- und Forró-​Bands. Er machte das Akkordeon im Nordosten Brasiliens populär und trug dadurch wesentlich zur Bereicherung der brasilianischen Musik bei. Zu seinen Kompositionen und Werken zählen unter anderem Choros, Frevos, Forrós, Baiãos, klassische Musik, Blues, Jazz und Bossa Nova. In der Funk-​Welt wurde Sivuca durch sein Cover von Ain’t No Sun­shine bekannt.
2005 erhielt Sivuca zusammen mit dem Akkordeonisten Oswaldinho einen Latin Grammy in der Kategorie Brasilianische Folklore.
Sein bekanntestes Stück ist Feira de Mangaio („Der Markt von Mangaio“). Hier sind die Noten einer sehr interessanten Instrumentalversion aus dem Album Cada um Beslica um pouco („Jeder spielt ein bisschen“) abgedruckt. Dieses Album sollte jeder Akkordeonist einmal gehört haben! Alle Stücke hierauf werden von den drei Legenden Oswaldinho, Dominguinhos und Sivuca zusammengespielt.

Feira de Mangaio (Der Markt von Mangaio)

Hörprobe auf Youtube:
https://youtu.be/DpPKr69jI5M

Download der Noten als PDF:
Sivuca_Feira-de-Mangaio.pdf

Sivuca_Feira-de-Mangaio

Um tom para Jobim („Ein Ton für Jobin“)

Hörprobe auf Youtube:
https://www.youtube.com/watch?v=dI2hiwI3WzY

Download der Noten als PDF:
Sivuca_Um-tom-para-Jobim.pdf

Sivuca_Um-tom-para-Jobim1
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Über den Autor:

Alex de Almeida ist Akkordeonist, Komponist und Produzent. Er kommt aus Südbrasilien und hat seine neue Heimat in Deutschland gefunden. Seine Kompositionen sind ein explosiver Cocktail unterschiedlichster Musikgenres, wie der brasilianischen Volksmusik Forró, Rock und Jazz.

Mit Leidenschaft betreibt er die Verschmelzung verschiedener Rhythmen. Alex ist Akkordeonist in der Band Forró de KA und im Duo Ahlmeida. Zudem produziert und arrangiert er Bands: Die Bandbreite reicht von Volksmusik bis zu elektronischer Musik.

Alex hat am Hohner Konservatorium in Trossingen Jazz-Akkordeon studiert und ist seit 2018 Hohner-​Endorser. Im Jahr 2020 schrieb er zusammen mit Pier Paolo Bertoli sein erstes Notenbuch für Akkordeon mit dem Titel Brazilian Rhythm.

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