Die Cueca ist der Nationaltanz Chiles und Boliviens. Sie ist sehr variantenreich und hat viele Ausschmückungen. Die Merkmale des Paartanzes aber sind das Taschentuch, mit welchem die Tanzenden wedeln und der 6/8-Takt.
Text und Notenarrangement: Thomas Krizsan
In vielen Liedtexten wird die Heimat gepriesen und die Cueca „Viva mi patria Bolivia“Â (Es lebe meine Heimat Bolivien) ist eine inoffizielle Nationalhymne.
Die Menschen in Bolivien lieben diese Musik. Bei Konzerten wird lauthals mitgesungen und im letzten Teil klatscht der ganze Saal den markanten Rhythmus mit.
Das Akkordeon ist in dieser Musik nicht sehr oft anzutreffen, doch wird Hernán Rivera Unzueta häufig in Verbindung mit diesem Instrument genannt. In der Region Cochabamba ansässig, hat er uns einige, interessante Aufnahmen mit seiner großen Hohner Morino hinterlassen.
Die bolivianische Cueca hat eine klare Form. Die einzelnen Teile haben jeweils festgelegte Tanzschritte und unterscheiden sich klanglich deutlich. So geben sie den Tänzer*innen klare Hinweise. Die Teile werden auch von den Musiker*innen angesagt, in dem sie den Tänzer*innen auffordernd zurufen: „adentro!“, wenn es in das Intro geht; oder: „la secundita“, wenn es in die Wiederholung geht.
Die Tänze in Bolivien faszinieren mich durch ihre Mischung aus beschwingter Leichtigkeit und großer Erdung.
Die Teile
– Entrada (Intro) – Der Tänzer führt seine Partnerin auf die Tanzfläche
– Strope 1 (Teil A) – Visitas, Beide tanzen Taschentuch wedelnd umeinander
– Wiederholung Strophe 1 (Teil A)
– Quimba (Teil B) – der Mann tanzt um die Frau herum und sie bedeckt halb ihr Gesicht mit dem Taschentuch
– Strophe 1 (Teil A) zur Hälfte auf Lai-lai gesungen und vom Publikum mit Klatschen begleitet – Zapateo, in dem das Tanzpaar mit den Füssen stampft.
Für diesen Workshop habe ich eine Cueca vorbereitet, die durch die vielseitige Sängerin Enriqueta Ulloa bekannt geworden ist, die Komposition ist von Orlando Rojas:
Chapaco soy – Ich bin ein Chapaco – Der Chapaco lebt im Chaco, eine Region an der Grenze zu Paraguay und Argentinien.
Mein Arrangement basiert auf den rhythmischen Elementen, die Teil der Cueca sind und von unterschiedlichen Instrumenten gespielt werden können. Zentral ist der mit Hilfe einer besonderen Schlagtechnik gespielte Rhythmus der Gitarre, der in der Quimba varriiert wird.
Ihr zur Seite gestellt spielt die 2. Gitarre oder der Gitarrenbass oder auch E-Bass einen Gegenrhythmus. (Fig. 1)
Hinzu kommt eine Cajita, eine Trommel mit Snare-Drähten oder eine Bombo. Die Perkussionsinstrumente übernehmen weitgehend die Gitarrenfigur und variieren in der Quimba, in dem sie mit höheren Klängen spielen, also die Bombo in der Regel auf dem Rand.
Diese verschiedenen Rhythmuslinien und die Gegenrhythmen lassen sich auf sehr unterschiedliche Art kombinieren. Bei der Auswahl der Möglichkeiten denke ich an das spieltechnische Niveau, an die Machbarkeit in Hinblick auf das zweimanualige Instrument mit zusammenhängender Luftzufuhr und an die klangliche Rafinesse. (Fig. 2)
In der Strophe ist Gitarren-Lick und Bassfigur kombiniert.
Die Quimba hat einen eher leichten und quirligen Gesamtklang. Ich habe für die linke Hand viel Staccato notiert. Auch eine zusätzliche 16tel auf 2+ wäre möglich.
(s. Gitarrenfigur, Fig. 1)
Viel Spaß beim Ausprobieren, Lernen und Konzertieren.
Thomas Krizsan veranstaltet mit seiner Partnerin Claudia Giese Akkordeonworkshops in Italien und Deutschland mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Ausführliche Informationen gibt es auf der Website www.tastenspruenge.de
Der Autor Thomas Krizsan – geboren in Sucre (Bolivien) – hat die Cueca sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen. Er hat schon als Kleinkind in der Plattensammlung seines Vaters Scheiben von Ariel Ramirez und Jaime Torres entdeckt. Letzterem durfte er Live im Teatro Municipal in Sucre lauschen und er bewunderte seine exzellente Art, die Cueca auf der Charango zu interpretieren. Thomas Krizsan hat die Grundbegriffe der bolivianischen, andinen Musik bei Maestro Vicente Vargas gelernt und Cuecas, Bailecitos und Takiraris auf Charango, Quena und Zampona gelernt. In Deutschland tourte er 25 Jahre mit dem Ensemble Siembra und spielte folkloristische Musik aus allen Teilen Lateinamerikas auf Akkordeon und Klavier. Er lebt in Bremen und unterrichtet Akkordeon und Klavier.
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