Jörg Manhold: #quetsch – Das Geheimnis das alten Akkordeons

Das alte Akkordeon heißt Jüppchen, und es hat eine bewegte Lebensgeschichte hinter sich.

23. Februar 2021

Lesezeit: 2 Minute(n)

Edition Lempertz, 2020

Jörg Manhold: #quetsch – Das Geheimnis das alten Akkordeons

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Das alte Akkordeon heißt Jüppchen, und es hat eine bewegte Lebensgeschichte hinter sich. Als Autor dieser Zeilen bin ich selbst per Zufall auf das Instrument gestoßen und habe nach und nach seine Biografie recherchiert. Was ich dabei in Erfahrung brachte, überstieg nicht nur die üblich zulässige Zahl an Zufällen, sondern offenbarte auch ein bislang unentdecktes Geheimnis. Und weil ich Musiker bin und Journalist, sah ich es als meine Pflicht an, die Geschichte niederzuschreiben. Sie ist unter dem Titel „#quetsch – Das Geheimnis des alten Akkordeons“ in der Edition Lempertz erschienen. In dem Buch erfahren die Leser, dass Jüppchen inzwischen 80 Jahre alt ist und in der einst bekannten Siegburger Akkordeonfabrik namens Cantulia hergestellt wurde. Danach ging der Quetschebüggel, wie er bei uns im Rheinland genannt wird, durch viele Hände. Da war der Schäng, ein Straßenmusikant, der über die Dörfer zog und gegen Kost und Logis seine Lieder spielte. Mal besser und mal schlechter. Wenn ihm Text fehlte, spielte er mit dem Akkordeon darüber hinweg. Wenn ihm die Melodie nicht mehr präsent war, sang er um so lauter. Da war der weltberühmte Akkordeonist Will Glahé, ein Freund von Glenn Miller, der mit seiner Beer Barrel Polka in Amerika einen Platz-1-Hit landete und so den Titel Polka-König verdiente. Es geht um die Ordensschwester Isa Vermehren, die vor ihrer Zeit als Leiterin eines Gymnasiums samt Internat in Bonn als Kabarettistin mit dem Akkordeon unterwegs war. Sie legte sich mit dem Naziregime an, trat nach dem Krieg in den Orden ein und sprach viele Jahre im Fernsehen das Wort zum Sonntag. Es gibt sie noch, die Cantulisten, die einst in der Siegburger Akkordeonfabrik gearbeitet haben. Es war für sie mehr als ein Job, und manche fragen sich bis heute: Warum machte das Unternehmen Pleite, obwohl die Instrumente aus dem Siegtal ein weltweiter Kassenschlager waren? Auch dieses Geheimnis wird endlich gelüftet.

Erstmals veröffentlicht in:

akkordeon magazin #78
Februar/März 2021

Fotos:

PicturePeople

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