Dass die Finnen eine ganz eigene Form der Musikalität pflegen, die gerne auch mal alle Konventionen sprengt, ist bekannt. Eine, die das Grenzensprengen ganz zauberhaft auf ihrem Akkordeon zelebriert, ist Johanna Juhola. Zusammen mit ihren Mitmusikern an Klavier, Harmonium, Perkussion, Kontrabass, Gitarre und, ganz wichtig, dem Sampler legt sie mit „A Brighter Future“, ihr sechstes Solo-Werk, ein neues und ganz wunderbares Album vor. Acht Songs hat sie darauf verewigt, und auch wenn ihr Label einen inhaltlichen Schwerpunkt auf argentinischen und finnischen Tango legen möchte, greift das zu kurz – die Songs entziehen sich jeder Kategorisierung. „Pachinko Sensei“ etwa, dessen Titel wie ein Pokémon-Name klingt, vermischt Folklore, Elektronik und Kindermusik. „Elektroniikkakerho – Electronics Club“ verleitet einem zum Abzappeln, der Ritt auf einer mächtigen Captain-Future-Sternenwolke kommt im Quasi-Refrain einer Erlösung zur pointierten Strophe gleich. „Lähiökesä – Suburban Summer“ lässt einen dann kurz innehalten, im kalten finnischen Winter vom Sommer träumen und zur Ruhe kommen. „Micro Wave + House Band“ ist eine filigrane Tonskulptur, deren immer wiederkehrendes ruhiges Hauptmotiv sich mit fetten Beats aus dem Club abwechselt. Der Höhepunkt dieses an sich so hochwertigen Albums ist dann der Titelsong, dessen positive Stimmung beinahe greifbar wird und nur noch durch den Gesang Venla Ilona Boms noch getoppt wird. Und an dieser Stelle kommt der einzige Kritikpunkt an Johanna Juholas wundervollem Werk: Danach müsste Schluss sein. Es ist der perfekte Rausschmeißer, Schlusspunkt und sollte für sich stehen. Danach kommt allerdings noch eine Quasi-Zugabe – das ruhige „Viimeiset Jamit – The Last Jam Session“. Natürlich kein schlechter Song. Aber er hätte vor „A Brighter Future“ kommen müssen. Es sollte allerdings klar sein: Das ist Jammern auf höchstem Niveau. Danke, Johanna Juhola, dieses Album macht die Welt ein Stück schöner!
Wolfgang Weitzdörfer
0 Kommentare