Brasilianische Akkordeon-Legende: Oswaldinho do Acordeon (1954 – Gegenwart)

Sein Vater war Akkordeonist, sein Opa auch. Dominguinhos war sein Patenonkel. Was konnte da also noch schiefgehen?

20. Januar 2023

Lesezeit: 2 Minute(n)

Mit acht Jahren nahm er sein erstes Album auf, das Akkordeon war sein Spielzeug. Dominguinhos sagte später über ihn: „Wenn Oswaldinho kein Akkordeonist geworden wäre, wäre er bestimmt Gitarrist geworden, weil er alles mit Rock fusioniert.“ Als Oswaldinho 16 Jahre alt war, hat Dominguinhos ihn ermutigt, in einem Konservatorium in São Paulo Musik zu studieren – mit dem bekannten italienischen Akkordeonlehrer Dante D’Alonzo. Oswaldinho befasste sich dort mit klassischer Musik, spielte parallel dazu aber auch Forró und populäre brasilianische Musik (MPB) mit vielen verschiedenen Künstlern.

Lamento Nordestino

Das bekannteste Stück, dass er komponiert hat, gefällt ihm selbst gar nicht – das erzählte er mir, als wir 2018 zusammen auf einem brasilianischen Musikfestival spielten. Es handelt sich um das Lied Lamento Nordestino („nordöstliche Klage“), laut Oswaldinho zu traurig und langweilig im Vergleich zu seinen anderen Kompositionen. Ein Lied habe ihm damals noch gefehlt, um die Platte voll zu kriegen, und so wurde Lamento Nordestino im Studio komponiert und aufgenommen. Seiner Meinung nach hätte der Titel Forro pra dormir („Forro zum Einschlafen“) besser zu dem Lied gepasst. Lamento Nordestino wird immer wieder gecovert und von DJs weltweit abgespielt. In dem Song wird schon ein besonderes Merkmal in Oswaldinhos Spielart erkennbar, der Arpeggio!

Notenblatt - Lamento Nordestino - Seite 1

Sorriso de Samantha

Als Oswaldinho zum ersten Mal Papa wurde, komponierte er für seine Tochter, Samantha, einen Baião, das Lied heißt Sorriso de Samantha („Das Lächeln von Samantha“). In dem Lied merkt man, dass er sehr hart daran gearbeitet hat, seinen eigenen musikalischen Stil zu entwickeln, um sich von Dominguinhos, Sivuca und Gonzaga zu unterscheiden.

Sorriso_de_Samanta_OSwaldinho

Hipnose

Der Beweis dafür, dass Oswaldinho ein Rock’n’roller ist und vielleicht auch Gitarrist hätte werden können, ist das Stück Hipnose („Hypnose“). ­Power Chord Riffs und schnelle Arpeggios sind die Besonderheiten bei diesem Stück. In der Mischung aus Schlagzeug, Bass, Gitarre, Triangel und Zabumba haben wir mit Hipnose vielleicht die erste Forró-​Komposition à la Heavy Metal aller Zeiten!

Notenblatt - Hipnose (Oswaldinho)
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Über den Autor:

Alex de Almeida ist Akkordeonist, Komponist und Produzent. Er kommt aus Südbrasilien und hat seine neue Heimat in Deutschland gefunden. Seine Kompositionen sind ein explosiver Cocktail unterschiedlichster Musikgenres, wie der brasilianischen Volksmusik Forró, Rock und Jazz.

Mit Leidenschaft betreibt er die Verschmelzung verschiedener Rhythmen. Alex ist Akkordeonist in der Band Forró de KA und im Duo Ahlmeida. Zudem produziert und arrangiert er Bands: Die Bandbreite reicht von Volksmusik bis zu elektronischer Musik.

Alex hat am Hohner Konservatorium in Trossingen Jazz-Akkordeon studiert und ist seit 2018 Hohner-​Endorser. Im Jahr 2020 schrieb er zusammen mit Pier Paolo Bertoli sein erstes Notenbuch für Akkordeon mit dem Titel Brazilian Rhythm.

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