Ein ungewöhnliches Modell präsentiert Renato Borghetti der Musikszene: Er hat nach 500 Jahre alten Skizzen von Leonardo da Vinci dessen „Akkordeon“ angefertigt.
Der brasilianische Musiker Renato Borghetti hat mit seinen Mitarbeitern ein Akkordeon nach Skizzen von Leonardo da Vinci gebaut. Was ist da passiert? Zu Beginn des 16. Jahrhunderts, als Multitalent, Maler, Bildhauer und Tüftler Leonardo da Vinci seine zahlreichen, einfallsreichen Modellskizzen zeichnete, spielte jedenfalls noch niemand Akkordeon. Die hier relevanten Skizzen, von denen Borghetti derart beeindruckt war, zeigen aber wirklich ein zumindest akkordeonartiges Objekt. Es war offenbar dazu gedacht, Musik zu spielen, besaß ein (kleines) Manual mit Tasten, einen fächerartigen „Balg“ und eine Reihe Klangröhren, die zunächst mehr an einen Dudelsack erinnern.
Gebaut worden ist es – wie so manch andere von da Vincis Eingebungen – allerdings nie. Die Skizzen gelten als echt. Einige waren vor etwa zwanzig Jahren ausgestellt im Akkordeonmuseum der italienischen Stadt Castelfidardo, wo es bis heute einige der namhaftesten Akkordeonmanufakturen gibt. Dort bekam sie Borghetti erstmals zu Gesicht und war nachhaltig beeindruckt. Einige der Originalzeichnungen aus dem 16. Jahrhundert sind heute aufzufinden im Spanischen Nationalmuseum von Madrid. Dass die auf Papier gebannte Idee nun nach 500 Jahren eine greifbare Gestalt angenommen hat, dafür gab Borghetti und seinen Mitarbeitern der Covid-Lockdown Zeit und Muße.
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Skizzen eines akkordeonartigen Objekts
In seiner eigenen Akkordeonmanufaktur im brasilianischen Porto Alegre, der Fábrica de Gaiteiros, entstehen seit einigen Jahren verschiedene Arten von Akkordeons. Nun kam also eine historische Rarität dazu. Ganze 14 Monate Arbeit stecken in der Entwicklung und der anschließenden Fertigung der ungewöhnlichen Konstruktion. In Brasilien ist es das einzige, und weltweit neben einigen anderen eines der sehr wenigen Modelle. In Borghettis Manufaktur, an die außerdem eine Musikschule angeschlossen ist, ist es nun zu besichtigen und wird dort auch für Unterrichtszwecke verwendet.
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Der international erfolgreiche und verschiedentlich mit Kulturpreisen ausgezeichnete Musiker Borghetti setzt sich mit seiner Manufaktur seit Jahren besonders für das Weitergeben von Musik ein. Neben der Herstellung von Akkordeons für den Unterricht gibt es vor Ort ein Lehrangebot und Konzertmöglichkeiten. Inzwischen ist ein eigenes Radioformat dazugekommen. All das soll dazu beitragen, die Tradition der Música Gaúcha zu bewahren, die in dieser Gegend verankert ist. Das Lehrangebot richtet sich außerdem besonders an Kinder und Jugendliche, die sonst gar nicht die Möglichkeit hätten, ein Musikinstrument zu lernen. Die Idee hat sich seit dem Start verbreitet, weitere Kurse sind inzwischen an zehn Orten in Südbrasilien etabliert worden.
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Brasilianische Medien berichteten
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So sieht das „da Vinci-Akkordeon“ aus
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