Der 58. Akkordeonwettbewerb Klingenthal

Der seit Jahrzehnten weltbekannte Internationale Akkordeonwettbewerb findet vom 2.-8 Mai 2021 zum ersten Mal in seiner Geschichte online statt.



30. März 2021



Lesezeit: 5 Minute(n)

Akkordeon auf dem Schirm: Der 58. Akkordeonwettbewerb Klingenthal

Der seit Jahrzehnten weltbekannte Internationale Akkordeonwettbewerb in Klingenthal findet vom 2.-8. Mai 2021 zum ersten Mal in seiner Geschichte online statt. So soll trotz der immer noch schwer einzuschätzenden Covid-Problematik sichergestellt werden, dass zumindest der Wettbewerb durchgeführt werden kann. Ein Rahmenprogramm mit Konzerten gibt es aber voraussichtlich dieses Mal nicht. 2020 war die gesamte Veranstaltung wegen Covid abgesagt worden.

Wieder ein Online-Akkordeonwettbewerb: Dieses Vorgehen hat sich wegen der Covid-Problematik im vergangenen halben Jahr etabliert. Nun also auch der 58. Internationale Akkordeonwettbewerb im sächsischen Klingenthal. Nachdem im Herbst der italienische Premio Internazionale della Fisarmonica (PIF) in Castelfidardo und im November und Dezember der Trophée Mondial großenteils im Internet stattfanden, zieht Klingenthal nach. Das soll angesichts des noch sehr hohen Impfbedarfs und der Stand Februar leider weiterhin hohen Covid-Fallzahlen sicherstellen, dass der Wettbewerb stattfinden kann. Die zunächst für Anfang März vorgesehenen, sonst ebenfalls jedes Jahr in Klingenthal organisierten, Kleinen Tage der Harmonika für junge Musizierende sind 2021 bereits wegen der anhaltenden Risiken abgesagt worden. Und bereits letztes Jahr im Mai musste der Internationale Akkordeonwettbewerb wegen der Covidpandemie abgesagt werden. Anders als letzten Herbst beim italienischen PIF, der vor Ort in Castelfidardo einige Veranstaltungen organisierte, die online gesendet wurden, soll es nun beim Akkordeonwettbewerb im Mai kein Rahmenprogramm vor Ort geben. Der Wettbewerb selbst soll komplett per Video und Jurorenwertung der Videos stattfinden, die zusätzlich online gesendet werden. Wer trifft sich da noch persönlich? Voraussichtlich werden das nur die Juroren und Organisatoren sein, und das natürlich mit entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen, damit es keine Ansteckungen geben kann. Organisiert wird der Wettbewerb vom Förderverein für Internationale Akkordeonwettbewerbe in Klingenthal (Vorsitzender: Oberbürgermeister Thomas Hennig), insbesondere dem stellvertretenden Vorsitzenden Jörg Künzl. Juryvorsitzender ist seit 2018 der renommierte Akkordeonist Stefan Hussong, der an der Musikhochschule Würzburg eine Professur innehat.

___STEADY_PAYWALL___
1-Bildschirmfoto-Radu-Ratoi-1536x1024_web

1 Beim letzten Akkordeonwettbewerb Klingenthal im Jahr 2019 erreichte Radu Ratoi aus Moldawien den ersten Platz bei den erwachsenen Solisten

2-Bildschirmfoto-Krzysztof-Polnik-2048x1366_web

Der Pole Krzysztof Polnik gewann 2019 bei den Solisten bis 18 Jahre

Welche Kategorien gibt es 2021?

 

Sogar noch etwas mehr als die anderen Wettbewerbe legt Klingenthal den Schwerpunkt auf Solisten. Fast alle der sieben Kategorien richten sich an Soloakkordeonisten, es gibt nur eine Kategorie für Ensembles. Im Einzelnen sind ausgeschrieben:

 

Kategorie I: Solisten bis zum 12. Lebenjahr

Kategorie II: Solisten bis zum 15. Lebensjahr

Kategorie III: Solisten bis zum 18. Lebensjahr

Kategorie IV: Solisten ohne Altersbegrenzung (Hauptkategorie)

Kategorie V: Akkordeonensembles von Duo bis Quintett, Duos von Akkordeon mit anderem Musikinstrument oder mit Gesang, Ensembles bis fünf Musiker mit einem oder zwei Akkordeons,  anderen Musikinstrumenten und höchstens einer Gesangsstimme

Kategorie VI: Solisten ohne Altersbegrenzung mit virtuoser Unterhaltungsmusik

Kategorie VII: Weltmusik, offen für Solisten ohne Altersbegrenzung mit chromatischen oder diatonischen Modellen

 

Wie jedes Jahr gibt es in der Ausschreibung für jede der Kategorien eine Auswahl von Pflichtstücken, die interessierte Musikerinnen und Musiker auf jeden Fall spielen müssen. Teile des Repertoires können zusätzlich frei ausgewählt werden. Besonders viel Flexibilität hinsichtlich des Repertoires besteht in der Kategorie V für Ensembles und der Weltmusik-Kategorie VII. Bei der Hauptkategorie IV gibt es die meisten Festlegungen. Hier müssen die Musikerinnen und Musiker außerdem zwei Auswahlprüfungen spielen vor dem Finale, bei den jüngeren Solisten (Kategorien I-III) ist es zunächst noch eine Auswahlprüfung.

 

Was sind die Vorgaben für die Hauptkategorie?

 

Auswahlprüfung 1

 

Es sind drei Stücke einzuspielen, und zwar die Komposition Esercizi von Lothar Klein, ein Stück Präludium und Fuge aus Bachs Wohltemperiertem Klavier und schließlich eine Komposition aus dieser Zusammenstellung:

  • Eagle, David: Bellwind (Edition Wunn)
  • Feld, JindrÌŒich: Konzertstück
  • Gerenabarrena, Zuriñe F.: Izpi
  • Hölszky, Adriana: High Way for One (Breitkopf & Härtel Verlag

Wiesbaden)

  • Katzer, Georg: La scuola dell‘ ascolto (Verlag Neue Musik Berlin)
  • Ligeti, György: aus Musica ricercata 3 Sätze zur freien Auswahl

(Schott Verlag Mainz)

  • Norgard, Per: aus Anatomic Safari Sätze Movements, Vertigo,

Vertigo double, Percussion (Edition Wilhelm Hansen)

  • Olsen, Poul Rovsing: Without a title
  • Schmidt, Ole: Toccata Nr. 1 oder Nr. 2

 

Auswahlprüfung 2

 

Die Musizierenden können hier ein „Programm nach freier Wahl mit unterschiedlichen Stilformen“ präsentieren, das bis zu 35 Minuten dauern kann. Es muss eine Sonate von Domenico Scarlatti dabei sein, und ein Stück aus dieser Zusammenstellung:

  • Aho, Kalevi: Sonate Nr. 2 (Black birds) (Verlag Modus)
  • Berio, Luciano: Sequenza XIII (Chancon) (Verlag Universal Edition)
  • Feld, JindrÌŒich: Vier Intermezzi (SCHOTT MUSIC GmbH & Co. KG)
  • Gubaidulina,Sofia: Etexspecto oder Deprofundis (VerlagSchmülling)
  • Ganzer, Jürgen: Passacaglia (Musikverlag Ralf Jung)
  • Hosokawa, Toshio: Melodia (Verlag Hohner/Schott) oder Sen V

(Schott­Musikverlag – alle­noten.de)

  • Ishii, Maki: Tango Prism (Verlag G. Ricordi & Co. Bühnen­ und

Musikverlag GmbH Berlin)

  • Kagel,Mauricio: Episoden,Figuren (Notenvers.KurtMaasGmbH&CoKG)
  • Katzer, Georg: En avant – ou? (Verlag Bote&Bock/Schott)
  • Lindberg, Magnus: Jeux d‘anches (Verlag Hansen)
  • Mantovani, Bruno: 8’20’ chrono (Verlag alle­noten.de)
  • Nordheim, Arne: Flashing (Verlag Hansen)
  • Olczak, Krzystof: Phantasmagorien (Verlag Ricordi)
  • Rojko, UrÌŒos: Whose Song
  • Solotarjov, Wladislaw: Sonate Nr. 3 (Verlag Schmülling)

 

Finale

 

Finale erreicht? Für die Musizierenden, die in der letzten Runde spielen, steht ein fest vorgegebenes Repertoire auf dem Programm: Jukka Tiensuu: Spiriti (für Akkordeon und Orchester) Sätze I, III und V.  Die Noten für diese Komposition gibt es beim Förderverein Internationale Akkordeonwettbewerbe. Das hat insbesondere auch damit zu tun, dass anders als sonst die Komposition nicht mit Orchester gespielt werden kann. Statt dessen wurde eine Version im Duo mit Klavier gewählt, die alle Teilnehmenden problemlos aufzeichnen können.

 

Wie läuft der Online-Wettbewerb ab?

 

Anmeldungen waren bis 31. Januar möglich. Die Videos müssen nun von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Zeitraum von Anfang Februar bis zum 15. April gesendet werden. Aus organisatorischen Gründen sollen die Teilnehmenden alle Videos vorab einreichen, also in der Hauptkategorie alle drei Repertoires, für den Fall, dass sie ins Finale kommen. Die Einspielungen werden beim Wettbewerb vom 2. bis 7. Mai von der Jury in Klingenthal trotz des Videoformats vor Ort gemeinsam bewertet. Die Jurymitglieder treffen sich dort, um bei genau gleicher Bild- und Tonqualität in einem eigenen Raum gleichzeitig die Videos anzuschauen. Das soll trotz des ungewöhnlichen Wettbewerbsformats ohne Livekonzerte möglichst vergleichbare Bedingungen für die Beurteilung gewährleisten. Abgesehen von Ruhm und Ehre können die Musikerinnen und Musiker, die in einer der Kategorien die Plätze eins bis drei erreichen, Geldpreise gewinnen. Je nach Platzierung und Kategorie sind das zwischen 250 Euro und einigen tausend Euro. In der Hauptkategorie sind die ersten Plätze dotiert mit 3500 Euro (erster Platz), 2500 (zweiter Platz) und 1500 Euro (dritter Platz).

 

Der Internationale Akkordeonwettbewerb Klingenthal wird, so wie im Wesentlichen alle Musikfestivals und Wettbewerbe, durch Geldgeber und Sponsoren finanziert. Mit dabei sind der Freistaat Sachsen, der Vogtlandkreis, die Stadt Klingenthal, der italienische Akkordeonhersteller Pigini, die Klingenthaler Musikelektronik GmbH und einige weitere Sponsoren.

 

Website: www.accordion-competition.de

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Werbung

L