Dominguinhos ist der Nachfolger von Gonzaga, dem „King of Forró“, seinem großen Vorbild, bei dem er auch gelernt hat. Dominguinhos („kleiner Domingo“) war der bedeutendste Akkordeonist Brasiliens nach Luiz Gonzaga. Er war Komponist, Sänger und hat viele brasilianische Stars wie etwa Gilberto Gil, Caetano Veloso, Gal Costa oder Luiz Gonzaga begleitet.
Viele Jahre lebte Dominguinhos im selben Haus wie Luiz Gonzaga – er hat „direkt von der Quelle getrunken“. Mit 16 Jahren wurde er nach einer Livesendung im Radio zum „Prince of Forró“ nominiert. Dort sagte Luiz Gonzaga zu den Reportern, die Werbung für sein Album Forró no escuro (1958) (Forró in the Dark) machten: „Das ist Dominguinhos, mein künstlerischer Erbe!“
So eine Überraschung für den kleinen Domingo! Besser hätte es nicht sein können – so einen Anfang hätte sich damals jeder junge brasilianische Akkordeonist gewünscht.
Zu der Zeit, als Bossa Nova die Welt eroberte und das Beatles-Fieber sehr ansteckend war, da war er mit seinem Akkordeon unterwegs. Während viele andere das Interesse an dem Instrument verloren hatten und sogar auf Klavier oder Orgel umstiegen, blieb Dominguinhos unbeirrt und mutig bei seinem Instrument. Er spielte weiterhin Boleros, Tangos, Walzer, Jazz-Standards – einfach alles, was von den ordinärsten Bordellen bis hin zu den prüdesten Kirchengemeinden gewünscht wurde – überall dort, wo das Akkordeon noch willkommen war.
Dominguinhos war ein „Jazzer“, ein „Cowboy“, ein „Gentleman“, ein Fluss voller wunderschöner Melodien, die heute immer noch perfekt klingen. Er war ein Meer voller Improvisationen, ein Brunnen von Ruhe und Farben.
Im Folgenden analysieren wir ein paar Intros von Dominguinhos, der – anders als sein Vorgänger Gonzaga – sehr schnelle Finger hatte.
Isso aqui tá bom demais („Das hier ist sehr gut“)
Stark beeinflusst von Jazz und Choro, hat Dominguinhos viel Instrumentalmusik in schnellem Tempo komponiert. Dieses Intro gibt einen kleinen Eindruck von seinen furiosen Melodien.
Download: Isso aqui tá bom demais (mp3)
Sanfona sentida („Schmerzendes Akkordeon“)
Hier ein polyrhythmisches Beispiel, ein Meisterstück, das zeigt, wie man gleichzeitig Melodie, Begleitung und Bellow Shakes spielt. Als Bellow Shake ist hier die Gegenbewegung des Balges beim letzten Achtel gemeint. (Takt 1, 2, 4 und 8). Schnell schütteln konnte er auch! Diese Bellow Shakes hat er von Gonzaga geerbt und weiterentwickelt.
Download: Sanfona sentida (mp3)
Preciso do teu sorriso („Ich brauche dein Lächeln“)
Romantisch, zart und ruhig. Dieser Xote oder „brasilianische Reggae“ zeigt die andere Seite von Dominguinhos. Er hat unzählige schöne Balladen und Xotes komponiert.
Download: Preciso do teu sorriso (mp3)
Pedras que cantam („Singende Steine“)
Download: Pedras que cantam (mp3)
FB_IMG_1624267723929
Über den Autor:
Alex de Almeida ist Akkordeonist, Komponist und Produzent. Er kommt aus Südbrasilien und hat seine neue Heimat in Deutschland gefunden. Seine Kompositionen sind ein explosiver Cocktail unterschiedlichster Musikgenres, wie der brasilianischen Volksmusik Forró, Rock und Jazz.
Mit Leidenschaft betreibt er die Verschmelzung verschiedener Rhythmen. Alex ist Akkordeonist in der Band Forró de KA und im Duo Ahlmeida. Zudem produziert und arrangiert er Bands: Die Bandbreite reicht von Volksmusik bis zu elektronischer Musik.
Alex hat am Hohner Konservatorium in Trossingen Jazz-Akkordeon studiert und ist seit 2018 Hohner-Endorser. Im Jahr 2020 schrieb er zusammen mit Pier Paolo Bertoli sein erstes Notenbuch für Akkordeon mit dem Titel Brazilian Rhythm.
Hallo Alex! Wunderbar, dass du in akkordeon.online die brasilianische Akkordeonwelt darstellst. Ich hatte das lange vermisst und denke, dass es für Europäer eine gute Quelle der Inspiration ist.
Muito obrigado.
🪗💥❤️ ganz gerne! ich freue mich sehr! danke für dein Kommentar! de Nada 😁