Knopf auf den Punkt gebracht

Schritt für Schritt das C-Griff Knopfakkordeon entdecken – für Neu- und Umlernende

ao+

15. März 2023

Lesezeit: 5 Minute(n)

Wundervolles Knopfakkordeon – 
eine kleine Liebesgeschichte

Das Akkordeon in seiner Urform war mit Knöpfen versehen. Erst viel später wurde das Klaviersystem der Tasten eingebaut, damit auch die Pianistinnen und Pianisten sowie andere tastenkundige Musizierende rasch auf dem Akkordeon spielen konnten. Es wurden also lange das diatonische Akkordeon, die Concertina oder einfach das wechseltönige Knopfakkordeon gespielt, in unterschiedlichen Stimmungen. Das Bandoneon wurde erfunden – übrigens in Klingenthal, in Deutschland! Die anfangs rein diatonischen Instrumente gab es später auch als chromatische (gleichtönige) Instrumente.

Anfangs waren die Instrumente, die meist für den Tanz nach harter Arbeit eingesetzt wurden, auf das Wesentliche reduziert. Man hatte noch nicht den denselben Anspruch an das Instrument, zudem waren die Techniken zu dessen Fertigung noch nicht so perfektioniert wie heute. So waren z. B. einfache Holzclaven (Stangen) zum Spielen mit einem schlichten Knopf versehen. Später wurden die Holzstangen unsichtbar unter dem Diskant verbaut. Das sah dann schon besser aus, das Holz war geschützt und das Instrument kompakter. Man nennt diese Art der Konstruktion Flachgriff. Später bekamen die Knöpfe Hälse bzw. Stifte, auf denen sie befestigt waren, und waren dadurch viel besser spielbar. Diese „Pilznöpfe“ wurden schön gestaltet, eingefasst, poliert oder aus Perlmutt gefertigt.

Der Ursprung des Akkordeons ist also das Knopfakkordeon. Eine ergonomisch günstigere Spielweise war dadurch möglich, zunächst diatonisch und dadurch tonal etwas eingeschränkt. Später, durch die geniale Erfindung des chromatischen Spielsystems, kamen Logik und große Virtuosität hinzu. Wenn man z. B. den französischen Stil des Bal Musette in seiner Entwicklung betrachtet, stellt man fest, dass auch die Musik sowie ihre Interpretinnen und Interpreten immer virtuoser wurden. Dasselbe gilt für den Tango, die irische Musik und für weitere Folkmusikstile.

Kein Wunder also, dass es so viele ausgesprochen virtuose Knopfakkordeonspielerinnen und -spieler gibt, ebenso wie angesehene Komponistinnen und Komponisten, die für dieses Instrument schreiben. Wer etwas auf sein Können hält, spielte Knopfakkordeon. Ich persönlich kenne viele, auch aus meiner Studienzeit, die auf Knopfakkordeon umgelernt haben und es nicht bedauert haben. Ich selbst empfehle, von Anfang an auf dem Knopfakkordeon zu lernen.
In dieser Artikelserie zeige ich die Vorteile des Systems Knopfakkordeon auf. Mit meinen Erfahrungen und meinem bisherigen Wissen möchte ich dich darin unterstützen, dein Spiel weiterzuentwickeln und zu verfeinern.
Was das Knopfakkordeon so wundervoll, so sehr besonders macht, und weshalb es allerorten geschätzt, geliebt, geachtet und bewundert wird, erfährst du in den nächsten Folgen. Du kannst mal gespannt sein!

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Orientierung: Die ersten Griffbilder

Kleine Terzen

Tipp – Wo liegen die Töne?

Die Knöpfe liegen in Halbtönen angeordnet in den ersten drei Reihen.
Das heißt: Alle zwölf Töne der chromatischen Tonleiter finden sich schräg nebeneinander. In der vierten Reihe wiederholen sich die Töne der ersten Reihe und in der fünften Reihe die der zweiten Reihe.
Lege deine Finger auf das Griffbild der Grafik. Drehe dann deine Hand und die Finger genauso zurück auf die Akkordeonknöpfe.

Halbtöne

Ganztöne

5-Tongriff Moll

Das folgende Stück Pralinchen I – Douce Boîte kannst du ab Takt 10 durchgängig mit 5-Ton A-Moll Griff spielen, ohne dass die Position der Finger verändert werden muss. ▶

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knopf_auf_den_Punkt_gebracht_Cover

Aus: Carmen Hey »Knopf auf den Punkt gebracht«, Titelbild

Aus: Carmen Heys Workbook: Knopf auf den Punkt gebracht. – sich spielend entfalten«.
Mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht in:
akkordeon magazin #85
Dezember  2022
Carmen Hey – Akkordeon Art
Atmendes Akkordeon, sanfter Wind und Klang des Herzens
Meine Begegnung mit dem Knopfakkordeon war „Liebe auf den ersten Ton“! Der warme Klang des Instruments, seine atemberaubende Dynamik und seine unglaubliche Vielfältigkeit brachten schon mein Kinderherz zum Springen, und das tut es auch heute noch!
Ich lernte ganz intuitiv und meine Finger folgten meinem Gefühl, über die Knöpfe tanzend. Später entdeckte ich die Logik der Knöpfe in einleuchtenden Griffbildern und den Zusammenhang mit der Intervall- und Harmonielehre.
Unabhängig von schwarzen und weißen Knöpfen befinden sich die Finger – egal in welcher Tonart – bei Intervallen und Akkorden immer exakt in denselben Positionen. Dadurch lassen sich Phrasen leicht transponieren, ohne Rücksicht auf Vorzeichen nehmen zu müssen und ohne die Fingersätze zu verändern. Dazu mehr in den folgenden Artikeln.

4 Kommentare

  1. Ralf Kaupenjohann

    Tippfehler: Ihr Kommentar wartet auf Modertaion.

    Antworten
    • Stephan Möbius

      Hallo Ralf, der Schreibfehler in „Modertaion“ steckt leider im System und wird hoffentlich durch den Hersteller behoben. Lieben Dank für’s Notieren!
      herzliche Grüße,
      Stephan

      Antworten
  2. Ralf Kaupenjohann

    Zum historischen Teil folgende Anmerkungen:
    Es wird aufgezählt:
    a) das diatonische Akkordeon,
    b) die Concertina,
    c) das wechseltönige Akkordeon.

    zu a) und c):
    Handbalginstrumente können auf beiden Seiten wechseltönig sein, die Schrammel-Harmonika ist es beispielsweise nicht. Leider werden (ich vermute immer schon) die Begriffe wechseltönig und diatonisch als Synonyme behandelt. Das ist und bleibt aber unzulässig. Wechseltönig heißt: Das Manual (oder das gesamte Instrument) erzeugt beim Balgschließen einen anderen Klang (= Ton oder Mehrklang) als beim Balgöffnen, ohne dass man eine andere Klappe (womit auch immer) öffnet. Diatonisch bedeutet, der Tonvorrat eines Manuals (oder des gesamten Instruments) ist reduziert auf den Tonvorrat einer oder mehrerer Tonleitern. Das erwähnte Bandonion (eine veränderte deutsche Konzertina, in Krefeld von Heinrich Band erdacht, im Vogtland gebaut und dessen Bezeichnung auch ursprünglich so geschrieben wie hier) ist am Beginn seiner Entwicklung ein diatonisch-wechseltöniges Instrument, am Ende seiner Entwicklung gibt es zwei Typen: chromatisch-wechseltönig und chromatisch-gleichtönig.

    zu b):
    Auch hier immer die gleiche Verwirrung, dabei wäre es so einfach: Die Englische Concertina ist das erste einzel- und gleichtönige Handbalginstrument mit durchschlagenden Zungen. Die von Uhlig erfundene Deutsche Konzertina ist eine Frühform des Bandonions, demnach zunächst diatonisch-wechseltönig konzipiert.

    Zu den Knopfakkordeon-Spezifika:
    Die Unterschung in „Flachgriff“ und „Pilzknöpfe“ beschreibt den Kern der Sache nicht : Die Knöpfe können absolut identisch aussehen, aber die Pilzknöpfe werden immer dann verbaut, wenn man einen Stufengriff herstellen will. Entwicklungsgeschichtlich ist das folgendermaßen zu verstehen: Zunächst wurden Akkordeons rechts nur mit vier Fingern gespielt, weil teilweise das Instrument nur mit einem Riemen gehalten wurde. Beim Öffnen des Balges hielt dieser eine Riemen das Instrument in Position, beim Schließen fixierte der rechte Daumen an der Tastaturkante üblicherweise das Instruments. Erst als mit einem Riemen mehr das Akkordeon besser am Körper fixiert werden konnte, wurde die rechte Hand freier: Der Daumen konnte auch mitspielen, und der ist der optimale Finger für Unter- und Übersatz. Und das wiederum geht viel besser mit gestuften Knopfreihen.

    Zu den Finersätzen:
    Jetzt bin ich gespannt, wie die Autorin in den nächten Folgen Fingersätze für Skalen entwickelt. Ihre Vorschläge für die Ganztonskala machen mich nachdenklich ebenso wie die – leider auch sehr verbreitete Meinung – mit dem Knopfakkordeon könne man ganz einfach transponieren, weil ja stets alles gleich sei. Ich teile diese Ansicht in keinem Fall.

    Antworten
    • Carmen

      Schön, daß Sie gespannt sind! Vielen Dank für die aufmerksame und ausführliche Ergänzung, das erfreut die Leserschaft sicherlich. Der Fokus meiner Artikel ist hier insbesondere darauf gerichtet, Komplexität auf eine verständliche Essenz herunter zu brechen und damit den Zugang zu vervielfachen. Der Titel ist quasi Programm: „Easy Knopf Akkordeon“- Spielfreude mit Leichtigkeit. Wissenschaft kann man gerne an anderer Stelle nachlesen, die Quellen sind groß. Weisheit und Erfahrungswissen sind da eher weniger gut zu finden. So hat doch jeder sein Plätzchen. Und es darf in einer angenehmen Welt der Fülle doch sicher davon ausgegangen werden, daß das befreiende Motto „sowohl als auch“ in seiner Gültigkeit besteht. LG Carmen Hey

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