Meine musikalische Reise …

... seit meinem ersten Bericht

11. Juli 2024

Lesezeit: 7 Minute(n)

Seit meinem ersten Bericht für akkordeon.online aus dem Jahr 2021 hat sich sehr viel verändert. Die Veröffentlichung von aufgenommener Covermusik und selbstgeschriebenen Texten verlief leider nicht so erfolgreich, wie ich gehofft hatte. Mittlerweile habe ich besser verstanden, wie alles funktioniert. Das Geheimnis „des/der erfolgreichen Musiker:in“, worüber kein Mensch spricht, ist Selbstorganisation, Connections, Management etc… Nichtsdestotrotz bereue ich es nicht, mir diese Arbeit gemacht zu haben: Es ist gut und sehr wichtig, ein „Archiv“ seines eigenen Repertoires und anderer Stücke zu haben, damit man etwas Handfestes hat, um den Menschen zu zeigen: hey, das hab‘ ich gemacht! Wenn man vielfältige Stücke aufnimmt, sollte für jede:n was dabei sein.
Text: Daria Goldberg

Die Veröffentlichung von aufgenommener Covermusik und selbstgeschriebenen Texten verlief leider nicht so erfolgreich, wie ich gehofft hatte. Mittlerweile habe ich besser verstanden, wie alles funktioniert. Das Geheimnis „des/der erfolgreichen Musiker:in“, worüber kein Mensch spricht, ist Selbstorganisation, Connections, Management etc…

Nichtsdestotrotz bereue ich es nicht, mir diese Arbeit gemacht zu haben: Es ist gut und sehr wichtig, ein „Archiv“ seines eigenen Repertoires und anderer Stücke zu haben, damit man etwas Handfestes hat, um den Menschen zu zeigen: hey, das hab‘ ich gemacht! Wenn man vielfältige Stücke aufnimmt, sollte für jede:n was dabei sein.

 

Theater, Tanz, Choreografien, Performances sind genau wie Musik – sie leben im Moment! Mit moderner Technologie kann man mittlerweile alles dokumentieren, was uns vieles erleichtert… Natürlich geht durch Aufnahmen vieles verloren, aber sie sind besser als nichts, oder?

Sehr wichtig ist es, den Spaß nicht zu verlieren!

Wir verirren und oft im Streben zum Perfektionismus, in Selbstkritik, in angestrengtem Arbeiten, um aus jeder Minute das Beste rauszuholen…

Auf dem Weg des professionellen Musikers / der professionellen Musikerin ist es sehr wichtig, nicht zu vergessen, dass man nicht nur für Auftritte übt. Sondern auch aus dem Ursprungs-Grund, warum wir uns für die Kunst, für die Musik entschieden haben: weil sie uns Spaß macht!

Ohne Nachdenken spielen, einfache Melodien, improvisieren, mit Freundinnen und Freunden jammen oder kleinere Projekte starten (wie ich mit meinen Aufnahmen), die nur Spaß am Sein bedeuten und vielleicht auch andere Menschen berühren und der Seele gut tun.

Mir persönlich bereitet es Freude, Worte aufzuschreiben, die im Kopf noch keine Worte waren. Und für mich ist es immer sehr aufregend, einen Song auf das Akkordeon zu übertragen und aufzunehmen… und dann auf einmal ist das Ergebnis greifbar!

https://www.youtube.com/watch?v=c0cX6v8xshk

Memories are really precious. They warmth your heart, mature you – make you to the person you are right now! Even more value are memories you share with others! Remembering old times, hard times, funny moments… together. Humans need humans to support each other, remember each other. When we day, people remember us. We remember dead people. Writing history.

Christina Rossetti, “Remember”:
Remember me when I am gone away,
Gone far away into the silent land;
When you can no more hold me by the hand,
Nor I half turn to go yet turning stay.
[…]

Zurück zu mir…

Als die Pandemiezeit nachgelassen hat, hat die Anzahl der Live-Projekte zugenommen und für die Aufnahmen auf Youtube war weniger Zeit als früher, was eigentlich ein gutes Zeichen ist… Live-Auftritte, Gigs, bedeuten Einnahmen, welche mit stundenlanger Arbeit an Aufnahmen für Youtube leider nicht eintreffen. Dennoch ist es immer noch schön, sich daran zu erinnern, was man gemacht hat. Und den Leuten zeigen zu können: hey, das ist Akkordeon! Das kann man machen mit dem Akkordeon! Viele reagieren nach wie vor überrascht, dass das Instrument nicht nur Volksmusik spielen, sondern auch andere schöne Klänge produzieren kann. Wenn eine bekannte Melodie erklingt, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass die Menschen zuhören – deswegen war es meine Motivation, auch fesselnde, bekannte Melodien auf das Akkordeon zu übertragen J Andererseits habe ich aber auch angefangen, mein „ECHTES“, mein eigenes Repertoire aufzunehmen.

Hier ein Beispiel für ein bekannteres Stück: Chiquilin de Bachin (A. Piazzolla):

https://www.youtube.com/watch?si=cTEHDIBN9sjNafEr&v=YB91dUA9iTE&feature=youtu.be

“Chiquilin de Bachin” (“The little boy at Bachin”) tells a story about a little boy who spends his nights alone on the streets of Buenos Aires selling flowers to patrons of the theater, including one by the name of Bachín. On one of the tables are Piazzolla and Ferrer enjoying their meal together with good friends. The meeting with this little boy became the inspiration for this song. The themes of the lyrics are poverty, mourning, yearning and shame. The boy’s shame for his own situation and own mother, and our shame because we do not do more for these children. Worldwide every third children lives in poverty, its about 1 billion children are multidimensional poor, meaning they lack necessities as basic as nutrition or clean water. Daily news are about weapons ,war, military – worldwide. .A lot of money goes for military. Not only that – military makes a huge pollution.. US military is the largest user of fossil fuels and energy in the US government. Its emissions are about 51 million metric tons, CO2 equivalent, annually in the last two years So military, war, destroying nature, people, cities, houses, stories, families…. is more important than health, children’s (our future’s) life and nature?

Mein Traum, eine Band zu gründen, hat sich leider noch nicht erfüllt – aber das hatte auch eine gute Seite! Dadurch war ich “gezwungen”, allein aufzutreten (das hatte ich mir zuvor nie zugetraut), und konnte zu meinem Erstaunen feststellen, dass ich bereits vier Stunden Unterhaltungs-Repertoire habe (ohne klassische Musik). Das hat mir sehr geholfen, Gigs zu bekommen, und diese haben mein Selbstvertrauen gestärkt. Für diese Erfahrung bin ich sehr dankbar.

Angefangen hat es eigentlich damit, dass ich in Kirchen auf Gottesdiensten gespielt habe und dann feststellen musste: es ist ja gar nicht so schlecht, vorzuspielen… Die Menschen kamen, um die Musik zu genießen! Und nicht, um sie zu kritisieren, wie man es sonst im “professionellen Umfeld” gewöhnt ist.

Ich hatte sehr viele Auftritte, sehr viele schöne Projekte und Möglichkeiten, eine Welt verschiedenster Veranstaltungen zu erleben. Unerwartet wurde ich dann in München für ein Masterstudium angenommen. (In meinen Augen war die Hochschule für Musik und Theater München (kurz: hmtm) in München immer die UNERREICHBARSTE für mich… und genau dort wurde ich aufgenommen…)

Ich entschloss mich schweren Herzens, all meine Connections und Gigs aufzugeben, da ich mich dabei nicht mehr wachsen sah… Ich fühlte nur Stillstand, war gelangweilt davon, immer dasselbe zu tun.

Das erste Solokonzert vor dem Umzug nach München, bei dem ich das halbe Konzert auf dem Knopfakkordeon und die andere Hälfte auf dem Tastenakkordeon gespielt hatte, war in Darmstadt – in der Stadt, wo ich meinen Bachelor abgeschlossen hatte. Dieses Konzert war sehr gut besucht, ich hätte mir niemals erträumen können, einen ganzen Saal zu füllen. Das Konzept mit Text und Musik (mit Texten, die ich auch in meinen Youtube-Videos verwende; es ist sehr praktisch, diese in der Vergangenheit geschrieben zu haben) hat sehr gut funktioniert. Ich bin wirklich dankbar und froh, dass die Menschen kamen und ihnen das Konzert gefallen hat. Ein schöner Abschluss – der Übergang zum Start in das Leben in München…

Es war erstmal sehr schwierig, einen Platz im Wohnheim zu bekommen – aber tatsächlich habe ich einen erhalten, in einer wunderschönen Gegend. Nichtsdestotrotz: wie schön die Gegend dort auch ist und die ganze Stadt, hat mir das Leben dort überhaupt nicht gut getan. Die Hoffnung auf Neues blieb leider unerfüllt. Die Zeit in München war sehr schwer… Ich hatte nach wie vor Gigs, sogar größere Gigs als zuvor – unabhängig vom Masterstudium. Ich war (wie zuvor) in der Uni auf mich allein gestellt und habe für mich persönlich leider keine interessanten Kurse gefunden. Die, die mich interessierten, waren für mich leider nicht so vielversprechend – außer einem, aber das war nur ein Projekt im Jahr, also zu wenig… Alles andere, außerhalb der Uni, war selbstorganisiert.

Im letzten Moment kam die Möglichkeit, ein Auslandssemester zu machen (das war im Bachelorstudium nicht möglich gewesen). Die gigantischen Auswahllisten (die Auswahl an Ländern und Unis, die für Erasmus zur Auswahl stehen) waren für mich immer sehr überfordernd, weshalb ich immer abgeschreckt wurde, mich zu bewerben… Vier Monate nach Fristende traute ich mich, nachzufragen, ob es vielleicht doch noch freie Plätze gäbe… Ich erwartete, eine negative Antwort zu erhalten. Aber tatsächlich gab es noch einige Unis, die jemanden aufnahmen. So bin ich in Estland gelandet. Ich habe selbst estnische Wurzeln. So bin ich ungeplant zu meinen Wurzeln zurückgekommen… gestrandet an einer der besten Unis, die ich je erlebt habe! Mit sehr vielen Fächern in Neuer Musik, Projekten, und sehr viel Impro!

Hier ein Beispiel eines Konzerts:

https://www.youtube.com/watch?v=_46SlGLrRH0

Eine neue Welt hat sich für mich geöffnet. Hier ist die Improvisation auf einem ganz anderen Level, als es meiner Erfahrung nach in Deutschland vermittelt wird. Ich wusste gar nicht, dass es möglich ist, “professionell” zu improvisieren! Da sind nicht einfach ein paar Cluster zu spielen und fertig – so wie es viele wahrnehmen. Improvisation = Kommunikation. Jeder hat seine eigene Sprache, dennoch ist eine Kommunikation möglich. Wir kommunizieren nicht mit Wörtern, nicht mit Signalen, sondern mit Gefühlen, Atmosphäre und Emotionen – sehr ungreifbaren Dingen.

In Estland hatte ich mit höchstens zwei Konzerten gerechnet… Aber ich hatte schon im ersten Monat direkt ein Angebot, auf einem Festival eine Uraufführung zu spielen! Und so ging es weiter… Konzerte über Konzerte – und nicht mehr die Gigs von damals, sondern mit dem Repertoire, an welchem man während des Studiums so viel arbeitet.

Aus einem Auslandssemester wurde ein Auslandsjahr… Ich habe noch nicht so viel Unterstützung in meinem kreativen Wachstum erhalten, wie hier. Hier wird man als Künstler:in gesehen, gefördert und in seinen Ideen bestärkt. Nicht wie früher, als ich immer das Gefühl hatte, fehl am Platz, eine Dumme, Unfähige zu sein, die keine Ahnung hatte von nichts…

Bei jedem Schritt, den man tut, werden weitere Möglichkeiten geboten, werden neue Projekte und Ideen entwickelt. Es wird nicht langweilig und ich bin unglaublich dankbar dafür und kann es immer noch nicht fassen, dass es doch Orte gibt, wo man wachsen kann. Wo man wachsen kann, ohne ständig seine ganze Energie für nichts herzugeben…

Mittlerweile wächst in mir die Idee, ein Konzept mit Improvisation und Elektronik zu entwickeln, welches ich an mehreren Orten (hoffentlich auch in Deutschland) präsentieren kann.

Nach wie vor beschäftigen mich viele Themen; nach wie vor möchte ich Menschen zum Nachdenken bringen – aber alles step by step… Let’s see what will happen in the future…

Hier ein kleines Beispiel einer Solo-Impro:

https://www.youtube.com/watch?v=9bI4saq5Lhg

Liebste Grüße

Darja 

PS: Ach ja! Und seit der Veröffentlichung meines letzten Artikels habe ich natürlich auch längst meinen Bachelorabschluss gespielt! Ein paar Aufnahmen gibt es hier:

Impro mit Dance:

https://youtu.be/ojZ8Hyy0m6A?si=plCvk6IRtasltrw0

Erik Satie:

https://youtu.be/LbbIDjGnTp4?si=msK9RN7qnC97zLRX

Neue Musik / Uraufführung:

https://youtu.be/OxAtbVyl2wY?si=iWRnuMLODToj2Dke

Concerto Grosso Vivaldi mit zwei Akkordeons:

https://youtu.be/6MYwcdz0BcA?si=EpEifLxdwe5LB2CE

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